Alltagseinblicke

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
rabentochter Avatar

Von

Der Roman „Tagebuch eines Buchhändlers“ besteht auch tatsächlich nur aus Tagebucheinträgen, die selbstverständlich chronologisch angeordnet sind. Zunächst könnte man denken, dass man nach zwei, drei Einträgen den Alltag des schottischen Buchhändlers Shaun Bythell kennen würde und der Rest langweilig wird. Allerdings erkennt man nach und nach die Kleinigkeiten, die seinen Alltag und auch dieses Buch so liebenswert und besonders machen. Mit dem richtigen Auge für Details schildert er hier und da Begegnungen mit Kunden, Kollegen und Nachbarn. Diese fallen mal schön, mal nicht so schön aus. Das echte Leben eben.
Mit trockenem Humor erzählt er von unverschämten Kunden, chaotischen Mitarbeitern und anderen charmanten Begegnungen. Und diese kleinen Momente lassen den Alltag des Buchhändlers besonders werden und erzählen ihre eigene Geschichte. Denn wenn man die Einträge so liest bekommt man mehr und mehr den Eindruck, dass Bythell vielmehr ist als nur ein Buchhändler, der sein Gewerbe bedroht sieht: Er ist Kummerkasten, Anlaufstelle für gesuchte Bücher, Ratgeber für allerlei Seltsamkeiten, kreativer Kopf für merkwürdige Kundenbestellungen und manchmal auch Türsteher im eigenen Laden.
Er ist zudem auch schonungslos ehrlich, wenn er seine wirtschaftlichen Chancen betrachtet und rät eigentlich davon ab, heutzutage noch einen Secondhand-Buchladen zu eröffnen. Gezwungenermaßen arbeitet er mit Amazon zusammen und muss sich andere Maßnahmen einfallen lassen, wie er das Überleben seines Ladens und nicht zuletzt sein eigenes sichern kann.
Ein faszinierendes Buch, das vielen, die vielleicht wie ich schon einmal von einem eigenen Buchladen geträumt haben, den Schleier von den Augen nimmt und schonungslos den Alltag eines Buchhändlers aufzeigt.
Fazit: zeigt wunderbar die positiven und negativen Seiten des Buchhändlerlebens auf und würzt das Ganze mit einer Prise trockenem Humor an der richtigen Stelle.