Informativ und humorvoll

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katykate Avatar

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Shaun Bythell ist ein zynischer, eigenbrödlerischer Buchhändler und gibt damit vermutlich das perfekte Bild eines grummeligen Briten in einer Buchhandlung ab. Die ersten Seiten erfüllten sofort meine Erwartungen an seinen Umgang mit den Kunden: nämlich sehr sarkastisch.

Dieses Buch ist wirklich wie ein Tagebuch. So kann man ein Jahr Bythells Leben mitverfolgen. Man erlebt alles, was auch er erlebt. Und während das teilweise etwas langweilig sein kann, weil sich viele Tätigkeiten wiederholen und an manchen Tagen nichts aufregendes passiert, bekommt man einen guten Eindruck in die Branche.

Da ich meine Ausbildung in einem Filialunternehmen gemacht habe, wollte ich unbedingt wissen, wie das alles in einer inhabergeführten Buchhandlung abläuft. Aber natürlich hat mich auch interessiert, wie die Buchbranche in einem anderen Land aufgebaut ist. Und diese Aspekte sind durchaus interessant. So habe ich zum Beispiel erfahren, dass die britischen Verlage Ende der 90er eine Buchpreisbindung, wie sie in Deutschland gültig ist, erzwingen wollten (Seite 39f.). Leider wurde das gesetzlich verboten.

Wer eine Abneigung gegen Amazon hat, wird hier auch auf seine Kosten kommen. Denn obwohl Bythell deutlich macht, dass auch Buchhandlungen teilweise nicht ohne das große A auskommen, schießt er doch ganz gerne gegen den Konzerngiganten. So hat er zum Beispiel einen zerstörten Kindle als Kunstwerk aufgehängt oder verweigert Kunden eine Auskunft über Bücher, damit diese sie nicht über Amazon bestellen können.

Eine der wichtigen Botschaften des Buches ist: Kauft lokal!

Obwohl „Tagebuch eines Buchhändlers“ mit vielen humorvollen Momenten aufwatet, habe ich doch wesentlich mehr erwartet. Vielleicht liegt es daran, dass der britische Humor nicht so mein Fall ist, aber ich habe mir von diesem Buch wesentlich mehr Unterhaltung erhofft.

FAZIT
„Tagebuch eines Buchhändlers“ bietet einen wunderbaren Einblick in die britische Buchbranche und das Leben eines zynischen Buchhändlers. Dennoch fand ich es etwas zu langatmig und leider nur selten so unterhaltend und humorvoll wie in der Leseprobe. Fans britischen Humors werden hier womöglich mehr ihre Freude haben.