Nicht nur für echte Büchermenschen

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Aus was für einem Holz muss man geschnitzt sein, um heute noch ein Antiquariat zu führen? Nur pure Leidenschaft für das Buch kann hier noch Antrieb sein; es braucht schon einen echten Büchermenschen wie den Schotten Shaun Bythell. Den meisten Kunden seines Ladens „The Bookshop“ in dem Bücherdorf Wigtown nahe Glasgow allerdings spricht er diese Eigenschaft scheinbar ab. So erfahren wir in seinem „Tagebuch eines Buchhändlers“, das wirklich von jedem Tag im Jahr 2014 berichtet, über seinen Alltag mit den Besuchern und Teilzeit-Mitarbeitern in seinem Laden und ein typisches Fazit für diese Begegnungen ist: „Obwohl die beiden extrem nervig waren, haben sie immerhin 250 Pfund für ein schottisches Buch über Botanik aus dem achtzehnten Jahrhundert ausgegeben.“ Diese kleinen sarkastischen Berichte und seine Marketingstrategien wie das öffentliche Aushängen eines zerschossenen E-Book-Readers machen das Lesevergnügen aus. Dabei begibt man sich auch ein wenig auf eine Reise in die Gesellschaft Schottlands zu der Zeit des letzten Unabhängigkeits-Referendums. Auf seine Kosten kommt auf jeden Fall der Leser, der neugierig auf die englische Literatur und Bücherszene ist. Aber ein Anglistik-Studium ist hierfür nicht Voraussetzung. Bei 365 Tagen bleiben Wiederholungen bei allem Abwechslungsreichtum nicht aus. Wer aber das „Tagebuch eines Buchhändlers“ nach einiger Zeit aus der Hand legt, braucht dafür auch nicht zu fürchten, dass er im Rest einen wichtigen Teil verpasst. Unterhaltsam ist es sicherlich genauso in kleinen Portionen.