Perfekt für Zwischendurch als Handtaschenbuch. Als Lektüre für einen einzigen Leseabend hingegen nicht so geeignet.

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raeubertochter76 Avatar

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Auch wenn es in diesem Buch um Bücher, eine Buchhandlung und einen Antiquar geht und sogar eine Katze darin vorkommt, habe ich mich natürlich wieder primär vom Cover überzeugen lassen. Und das ist soooo schön! Die impressionistische Zeichnung des Ladens mit schmökernden Kunden, einer tatsächlich arbeitenden Nicky (oder ist es Bethan?) und natürlich mit dem Antiquar Shaun, der mit seinem Kater kurz vor die Tür getreten ist. Man erkennt die Blumenampeln seiner Mutter und die Buchspiralen, die mittlerer Weile aus Beton sein dürften. Der Regen und die Dunkelheit außerhalb des Ladens lassen ihn nur umso wärmer und heimeliger erscheinen. Durch die gewählten Farben schafft es das Cover, eine Stimmung zu vermitteln, bei der man am liebsten gleich ein Feuerchen im Kamin anzünden und es sich mit einem guten Buch und der Katze auf dem Sofa gemütlich machen möchte.
Wie der Titel schon vermuten lässt, ist es im Stil eines Tagebuchs geschrieben. Man begleitet den Buchhändler ein ganzes Jahr lang. Jeder Monat beginnt mit einem Auszug aus George Orwells „Erinnerungen an eine Buchhandlung“ sowie einer kurzen Einführung. Der Sprachstil ist nicht gerade modern, aber sehr flüssig zu lesen. Das gesamte Setting könnte problemlos auch in den vergangenen Jahrhunderten angesiedelt sein, vorausgesetzt, die Verweise auf Computer, ebooks und Internet würden getilgt.
Eine wirkliche Handlung gibt es nicht: ein Antiquar geht seinen üblichen Alltagsgeschäften nach. Dennoch erfährt man unglaublich viel, wobei ich die Anekdoten der Kundenkontakte besonders amüsant fand. Interessant fand ich auch, womit sich Buchhändler*innen tagtäglich so herumschlagen müssen. Oder dass bspw. Bücher über Eisenbahnen so begehrt sind, habe ich weder gewusst noch erscheint es mir einleuchtend; wobei ich einwenden muss, dass auch bei meinen Eltern noch ein diesbezüglicher Bildband schlummert. Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass es autobiografisch ist, d.h. Shaun Bythell, Wigtown und, für mich natürlich am wichtigsten, den Kater Captain, gibt es wirklich. Die Lektüre weckt Interesse an diesem Ort; man stelle sich das nur vor: ein ganzes Bücherdorf! Ein Besuch des Herbstfestivals steht ab heute ganz oben auf meiner Reise-Bucket-Liste.
Für mich persönlich etwas ernüchternd war allerdings die Tatsache, dass ich so wenige der genannten Werke und Autor*innen kannte. Dies kann natürlich sowohl als Kritik am Buch als auch an mir als Leserin aufgefasst werden…
Fazit:
Es ist eins dieser Bücher, die man nicht wegen des Inhaltes liest, so absurd sich das anhören mag. Vielmehr ist es die Stimmung, in die beim Lesen rüberkommt und die vielen weiterführenden Informationen. Man bekommt Lust, mal wieder (oder zum ersten Mal) in einem Antiquariat stöbern zu gehen und ich bin überzeugt, der Random Buchclub kann sich vor Mitgliedschaftsanfragen bald nicht mehr retten. Die Stadt Wigtown und der Laden werden so charmant beschrieben, dass ich gleich erst mal gegoogelt habe, wo man zum Bücherfestival im Herbst übernachten könnte (und bin auf der ganz tollen Seite „Wigwam“ gelandet). Nicht zuletzt ist das Cover wirklich ein Hingucker und eine Augenweide für jedes Bücherregal.