Schonungslos ehrlich

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nannchen Avatar

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Schonungslos ehrlicher Einblick in die schwierige Welt des Händlerdaseins, zumal eines Buchhändlers in Zeiten der fortschreitenden Digitalisierung und in einer Welt, die von Onlinehändlern zunehmend dominiert wird.
Die kuriosen, häufig auch anstrengenden Kunden nimmt der Autor mit extrem viel Humor: „Die wenigen Leute, die gebrauchte Bücher zu Weihnachten schenken, sind allerdings meist Exzentriker, was es wiederum lohnend macht, offen zu bleiben – der puren Unterhaltung wegen, die diese Charaktere bieten.“
Allerdings scheinen die Mitarbeiter auch nicht besser zu sein. Respekt davor, wie gleichmütig er diese über sich ergehen lässt.
Seine Liebe zum Beruf ist in jeder Zeile und dazwischen zu spüren – anders wäre sein Durchhalte-vermögen auch kaum zu erklären.
Grundlegend zeichnet das Buch eine nüchterne Erzählweise aus. Dennoch lässt sich immer wieder ein gewisser Witz bzw. trockener – typisch britischer? – Humor erkennen: „Als ich […] ein Plakat […] aufhängen wollte, stellte ich fest, dass der Klammeraffe nicht zu funktionieren schien. Ich habe ihn also an meiner Hand getestet, was keine gute Idee war.“
Zugleich ist das Buch eine Art Abrechnung mit Amazon, die den Buchhandel dominieren bzw. nach des Autors Meinung zunehmend zerstören, und dem dazugehörigen Kindle. Ewig in Erinnerung bleiben wird die Beschreibung, wie der Autor auf ein Kindle schießt und dieses in einem Rahmen im Laden aufhängt.
Außerdem führte die Lektüre dieses Tagebuches zu einer Bereicherung meiner eigenen Leseliste. Es werden zahlreiche Titel erwähnt, von denen ich entweder noch nie gehört habe oder die als Klassiker gelten.
Im Anschluss wurde umgehend die Facebook-Seite des Buchladens „gekapert“, wobei zu erfahren war, dass es bereits eine Fortsetzung gibt. Jetzt warte ich sehnsüchtig auf die deutsche Übersetzung.