Aus Erinnerungen erschaffen

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mel.e Avatar

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"Tagebuch meines Verschwindens" brilliert durch demenzielle Veränderungen, die dem Thriller ein ganz besonderes Gewand verpassen. Mir gefiel, die authentische Darstellung der Demenz, die Menschen in ihrem Wesen verändert. Es erscheint äußerst glaubwürdig und ist in meinen Augen der Aufhänger des Thrillers, wobei natürlich auch die Mordermittlungen eine große Rolle spielen und die Ermittler vor große Rätsel stellt. Flüchtlinge haben hier ebenfalls einen großen Stellenwert. Hinzu kommt Jake, der sich mit seinen eigenen Gedanken und Ängsten plagt. Mailin aber durch das Tagebuch immer näher kommt. Das Tagebuch zu nutzen, um mehrere Lebensgeschichten miteinander zu verknüpfen, ist wirklich hochkarätig.
Für mich ist es der erste Thriller der Autorin den ich las, aber da mir der Schreibstil und die Hochspannung auf über 600 Seiten sehr gefallen hat, werde ich wohl des öfteren auf Camilla Grebe zurückkommen. Zudem mag ich schwedische Krimis oder Thriller, da mir das Land sehr zusagt. Bisher wurde ich selten enttäuscht, was Land und Leute betrifft.
Das Cover selbst wirkt düster und das Medallion in den toten Händen bekommt eine ganz eigene Bedeutung. Weshalb hat Malin dieses um den Hals?
Es ist der zweite Teil einer Thrillerreihe, in der die Protagonistin Hanne persönlich involviert wird. Es ist erschreckend und dennoch wirkt es glaubwürdig am Ende. Manche Geheimnisse müssen irgendwann ans Licht kommen, sonst sind Lebenslügen erdrückend und überschatten das Miteinander zutiefst. Hanne wird letztendlich mit einer schmerzhaften Wahrheit konfrontiert, die ihre Liebe zu ihrer Mutter in den Grundfesten erschüttern wird. Es gibt viele Verdachtsmomente, die lediglich dem Leser / der Leserin vorherbestimmt sind und als es sich bestätigt, wird dieses zu einem Moment der Erkenntnis.
Der Thriller "Tagebuch meines Verschwindens" beinhaltet jede Menge Raum für eigene Interpretation, wobei die Autorin es scheinbar genießt, zu verwirren und eigene Grenzen zu erkennen. Es ist nicht nur die Demenz die einfließt, sondern auch Fremdenhass und der Umgang mit Menschen mit einer Behinderung. Alles Dinge, die nachdenklich stimmen. Erschreckend ist, das der wahre Wert eines Menschen, der nicht unserem Land entstammt wie ein Haustier gehalten wird. Es erschüttert mich zutiefst. Insgesamt gesehen liefert der Thriller, echte Schauer aus Abschau über meinen Rücken, da ich Denken und handeln nicht verstehe. Ich war dennoch fasziniert, wie so viele unterschiedliche Probleme innerhalb eines Thrillers zu einem Buch werden, welches keine Fragen offen lässt und Stück für Stück einen Mord entschlüsselt. Die Seiten waren schnell gelesen und das jede Seite brachte mich dem Ziel, die Wahrheit zu erkennen einen Schritt näher. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung, da ich "Tagebuch meines Verschwindens" mehr als zufrieden gestellt besendet habe.