Ein packender skandinavischer Krimi

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brigitta Avatar

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Inhalt:
In einer Geröllhalde nahe des Ortes Omberg entdecken die Teenager Kenny, Anders und Malin eine skelettierte Kinderleiche.
Dieser Fund versetzte das Dorf in große Aufregung, doch weder wurde ein Kind vermisst, noch kann geklärt werden warum das Kind an genau diesem Platz im Wald abgelegt wurde.
Jetzt, acht Jahre später, wird an der gleichen Stelle wieder eine Tote gefunden.
Malin, inzwischen Polizistin, wird zurück nach Omberg beordert um den Fall mit Hilfe des Ermittlers Peter und der Profilerin Hanne zu lösen.
Doch in Omberg stoßen die Drei auf eine Mauer des Schweigens, durchsetzt mit Argwohn und Feindseligkeit.
Die Bewohner des Ortes sind keine Hilfe und dann verschwindet auch noch Peter.
Als dann Hanne auch noch völlig desorientiert und mit Gedächtnislücken im Wald aufgefunden wird, ist, klar, dass Malin ganz auf sich alleine gestellt ist ...

Fazit:
Camilla Grebe ist für mich eine der ganz Großen des nordischen Krimis.
Skandinavische Krimis sind ja in den seltensten Fällen reine Krimis, oft sind sie ummalt mit gesellschaftlichen Prozessen und Psychogrammen und beschäftigen sich mit Schwachstellen im sozialen Miteinander.
All diese Zutaten finden sich in Camilla Grebes "Tagebuch meines Verschwindens".
Omberg ist ein vergessener Ort, für den weder die Menschen innerhalb des Ortes noch der Staat Verantwortung übernehmen. Als Ombergs wirtschaftlicher Nutzen versiegte, schien der Staat zu beschließen, Omberg aus dem kollektiven Gedächtnis zu streichen.
Erst als Platz für Geflüchtete gebraucht wurde, bekam Omberg wieder einen Stellenwert.
Die Menschen in dem Ort erfassen aber sehr genau, dass es hier mal wieder nicht um sie geht, dass scheinbar Fremden mehr Interesse entgegengebracht wird, als ihnen. Sie verstehen auch nicht, was ausgerechnet Geflüchtete in dieser kalten Einöde anfangen sollen, sie können hier ja selbst kaum existieren.
Malin hat den Absprung aus Omberg geschafft und landet schneller wieder hier, als ihr lieb ist.
Zur Seite sind ihr Hanne und Peter gestellt, die sich der Aufgabe aus unterschiedlichen Gründen entziehen. Peter verschwindet und Hanne verschwindet im übertragenen Sinne ebenfalls.
Die Geschichte wird aus drei Perspektiven, im Wechsel erzählt. Malin, Jake, ein Junge aus dem Ort und Hannes Perspektive beleuchten und erzählen das Geschehen.
Die Perspektivwechsel stellten für mich keinen Bruch dar, sie ließen die Geschichte vielmehr fließen und übten auf mich einen starken Sog aus.
Jake, Malin und Hanne, die drei Protagonisten, befinden sich absolut unterschiedlichen Situationen und betrachten von ihrem persönlichen Ausgangspunkt aus den Fall.
Jake, als eher zufällig Beteiligter, Hanne mit ihren "Dämonen" und Malin, die die Ermittlungen nun alleine trägt.
Ich fand das Buch sehr spannend und die Art und Weise, wie Camilla Grebe das Bild Stück für Stück zusammensetzte, hat der Geschichte eine Intensität verliehen, der ich mich kaum entziehen konnte.
Dieses Buch ist Teil einer Reihe, kann aber auch sehr gut als Einzelgänger gelesen werden.