psychologisch raffinierter Thriller

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ger6892daerger Avatar

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Schon das Cover dieses Romans hätte mich in einer Buchhandlung neugierig gemacht. Es ist sehr dunkel und zeigt eine Hand, die ein glänzendes Medaillon hält. Der Autorenname sticht golden glänzend hervor.
Zuerst fällt auf, dass dieser Roman bei jedem Kapitel die Perspektive wechselt. Es sind drei Hauptpersonen, aus deren Perspektive wir den Fortgang der Handlung miterleben.
Da ist zuerst Malin . Sie findet als Jugendliche im Wald von Ormberg das Skelett eines kleinen Mädchens. Heute ist sie Polizistin und arbeitet an diesem cold case. Daher ist sie aus Stockholm zu ihrer Mutter nach Ormberg zurückgekehrt.
Zweite Hauptperson ist der jugendliche Jake Olsson. Er lebt mit seinem Vater und seinem Schwester in Ormberg und kämpft gerade mit typischen Teenagerproblemen. Er sucht nach sexueller Orientierung und merkt, dass er eigentlich lieber Kleider seiner verstorbenen Mutter tragen will. Er selbst empfindet diese Neigung aber als nicht normal.
Dritte Hauptperson ist Hanne Lagerlind-Schön, alternde Profilerin aus Stockholm, die an beginnender Demenz leidet.
Die Ermittlungskommission besteht aus Malin, ihrem Kollegen Manfred Olsson, Hanne und ihrem Geliebten Peter Lindgren.
Eines Nachts, als Jake im Wald unterwegs ist, trifft er auf die blutende Hanne, die ihr Tagebuch bei ihm verliert. Sie notiert sich darin alles aus Angst, irgendetwas zu vergessen. Jake fängt daheim an, das Tagebuch zu lesen und erfährt Einiges über Ormberg und seine eigene Familie.
Dann wird eine erschossenen Frau im Wald gefunden. Es stellt sich heraus, dass es Azra Malkoc aus Jugoslawien ist und dass das Skelett ihrer Tochter Nermina gehört. Hanne trägt Azras Halskette um den Hals, kann sich aber an nichts erinnern. Ihr Freund Peter ist verschwunden.
Wie hängen diese einzelnen Handlungsstränge zusammen? Es entspinnt sich ein ausgeklügeltes psychologisches Verwirrspiel, das sich erst am Ende logisch und folgerichtig aufklärt.
Besonders beeindruckt haben mich auch die Schilderungen von Ormberg. Dieses alte Dorf strahlt so viel Verfall und Resignation aus, dass Hanne sich nicht vorstellen kann, wieder dorthin zu ziehen. Alles ist so traditionell tief verwurzelt und doch gibt es im Untergrund so viel Böses, was sich die einzelnen Bewohner nicht vorstellen können und möchten.
Der Roman hat mich gefesselt und ich habe die 600 Seiten innerhalb kurzer Zeit durchgelesen. Kompliment an Frau Grebe, sie hat ein wirklich lesenswertes Buch ganz nach meinem Geschmack geschrieben!