Anrührende Liebesgeschichte

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
buchfan Avatar

Von

Ich bin bei Liebesgeschichten die tragisch in Krankheit und Tod enden immer etwas skeptisch - zu häufig gelesen, zuviel auf die Tränendrüse gedrückt. Dieser Roman hat mich dennoch tief berührt, denn er ist irgendwie anders.

Der Leser taucht in das komplizierte Leben von Lucy und Mickey ein - er ist manisch depressiv, sie seine Stütze, sein Halt in dunklen Zeiten. Mickey und Lucy lieben sich sehr - so sehr, dass sie versuchen ihre Liebe zu beschützen und Regeln aufstellen. Keiner darf dem anderen etwas vormachen, denn tiefes Vertrauen ist die Basis ihrer schwierigen Beziehung. Das Leben mit Mickey ist ein Tanz - ein Tanz auf dem Vulkan, immer dann wenn es am intensivsten ist, ist es kurz vorm Absturz. Oder eben ein Tanz auf Glas - vorsichtig, um nicht das zerbrechliche Gefüge des Glücks zu zerstören und in die Spirale aus Wahn und Depression zu stürzen. Als Lucy eine Brustkrebserkrankung übersteht, beschließen die beiden keine Kinder zu bekommen - zu schwierig und unstet ist ihr gemeinsames Leben. Trotz aller Schwierigkeiten und Widrigkeiten ist die tiefe Liebe zwischen Lucy und Mickey in jeder Zeile zu spüren. Berührt hat mich besonders Lucy, die stark im Leben steht und die scheinbar nichts mehr aus der Bahn wirft. Zu ihren beiden Schwestern verbindet sie eine ebenfalls sehr tiefe Liebe - die Eltern sind früh gestorben. Immer dann wenn der Tod in die Familie tritt, sieht Lucy eine kleine Fee, die ihn ankündigt und sie vorwarnt. Damit konnte ich mich nicht 100% anfreunden, das passt irgendwie nicht in die sonst doch sehr realistische Geschichte.

Es kommt wie es kommen muss - Lucy wird doch schwanger und nach einiger Unsicherheit, freuen sich Mickey und Lucy auf ihre kleine Tochter. Sie sind sicher, das alles gemeinsam zu schaffen. Doch das Schicksal macht beiden einen Strich durch die Rechnung - Lucy erkrankt erneut an Krebs und beschließt auf eine Chemotherapie zu verzichten, um das Kind nicht zu gefährden. Ein Entschluss den Mickey nicht teilt und die beiden beginnen sich in dieser schweren Zeit zu entfremden. Doch schlussendlich besinnen sie sich auf die wenige Zeit, die ibnen noch bleibt. Mickey klammert sich an die minimale Chance, dass Lucy doch noch mit der Therapie beginnen kann, wenn das Baby auf der Welt ist. Doch dafür ist es zu spät. Lucy stirbt und Mickey sieht sich nicht in der Lage, das Kind allein großzuziehen. Das Mädchen wird von Lucys Schwester betreut, die leider keine eigenen Kinder bekommen kann. Als Mickey begreift, dass sein Kind zu ihm gehört und es das einzige ist, das ihm von Lucy geblieben ist, ist es fast zu spät. Der Streit um das Kind ist meiner Meinung nach etwas zuviel und etwas zu dick aufgetragen, das hätte es nicht gebraucht. Die Familie besinnt sich allerdings und Mickey bekommt das Baby zurück und zieht es gemeinsam mit den Schwestern auf, denn in seinen dunklen Zeiten ist er nicht in der Lage sich ausreichend zu kümmern.

Ein wunderbar berührendes Buch, das am Ende etwas kitschig wird - aber insbesondere durch zwei Botschaften in meinem Gedächtnis bleibt: Man weiß erst, wozu man fähig ist, wenn man dazu fähig sein muss. Und man muss keine Angst vorm Tod haben. Denn nur durch diese Gewissheit gelingt es Lucy Abschied zu nehmen.