Tanz auf Glas

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goch9 Avatar

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Lucy und Mickey Chandler sind seit elf Jahren ein glückliches Ehepaar und das obwohl sie sich nie hätten in einander verlieben dürfen. Beide haben mit ihrem eigenen Schicksal zu kämpfen und benötigen einen starken Partner, der sie unterstützen kann, aber das ist nicht immer möglich. Mickey leidet an bipolarer Störung. Er balanciert zwischen seinen manischen und depressiven Phasen und verliert trotz intensiven Bemühungen hin und wieder seinen Kampf. Über Lucys Leben schwebt das Damoklesschwert Krebs. Mutter, Tante und Großmutter starben an Krebs. Auch ihre Schwester Precilla hat bereits eine Krebsoperation hinter sich. Lucy musste sich vor sieben Jahren einer Krebsbehandlung unterziehen, die ihre fast das Leben gekostet hat. Seitdem lebt  sie unter medizinischer Beobachtung und jede Untersuchung ohne Befund ist für sie ein Geschenk unbeschwerten Weiterlebens. Die aktuelle Routineuntersuchung fördert eine Überraschung zu Tage, die das Leben von Lucy und Mickey durcheinander wirbelt und sie fast zerbrechen lässt.

Dieser Debütroman hat mich umgehauen. Ich war nicht in der Lage ihn in einem Rutsch zu lesen, musste immer wieder Verschnaufpausen einlegen. Er ist berührend, informativ und fesselnd.

Anfänglich empfand ich es verstörend Mickeys Gedanken zu seiner Krankheit zu lesen, aber im Laufe der Geschichte boten gerade diese Passagen tiefe Einblicke in die Krankheit. Als Leser konnte man ein wenig nachvollziehen, welche Kämpfe Mickey durchleben muss. Therapie, Medikamente und selbst die bedingungslose Liebe der Partnerin können nicht immer helfen. Diese Unsicherheit, dass er seinen Gefühlen und Einschätzungen nie trauen kann und dass er selbst oft nicht weiß, wer der wahre Mickey ist, wurde deutlich. Mickey Verzweiflung, wenn er merkt, dass er vielleicht wieder gerade abrutscht, hat mir Gänsehaut bereitet. Ich kenne diese Krankheit nur oberflächlich und hätte nie gedacht, dass die Patienten ihren Krankheitsverlauf so bewusst wahrnehmen können, aber nicht in der Lage sind, direkt darauf Einfluss zu nehmen.

Überrascht hat mich auch die Dorfgemeinschaft. In vielen amerikanischen Geschichten erlebe ich diese kleine Dorfgemeinschaft oft als eng und nachtragend, da man sich ja seit Generationen kennt und weiß, was die Eltern und Großeltern schon alles angestellt haben. Hier hatten sich alle lieb. Auch wenn es das vielleicht in dieser Form nicht gibt, anders wäre das Leben von Lucy und Mickey nicht möglich. Sie können ihr Leben nur eingebettet in dieser Gemeinschaft bewältigen.

Lucy, was für eine starke Frau sie ist. Sie wirkt wirklich als die Stärkste der drei Schwestern. Ihre Entscheidungen sind für den Leser immer nachvollziehbar. Ihre Konflikte sind herzzerreißend real dargestellt.

Dieser „Tanz auf Glas“ ist sehr berührend, aber nie kitschig beschrieben. Der Kampf der beiden Protagonisten um ihr zukünftiges Leben hat sicher nicht nur mir einige Tränen entlockt.

Ich bin dankbar, dass ich dieses Buch lesen durfte.