Die pure Leidenschaft für Apulien und ihre Bewohner

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susi222 Avatar

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Die Tarantata sind Frauen, die von einer Tarantel gebissen wurden und durch stundenlange extatische Tänze zu Tamburinklängen geheilt worden sein sollen. In Galatina, einer Stadt in Apulien wird jedes Jahr ein Fest zu Ehren des Schutzheiligen Santo Paolo veranstaltet, der die Bevölkerung vor den giftigen Bissen der Tiere beschützt. Am dritten Tage dieses Festes findet die deutsche und in Apulien lebende Fotografin Elena den Musiker und Tamburinspieler Nicola Campone tot und wie ein Tarantato gekleidet in der Kapelle von Galatina. Zusammen mit dem befreundeten Comissario Cozzoli, der anfangs aber noch in in einen Mafia Prozess verwickelt ist, begibt sich Elena auf die Suche nach den Hintergründen des Verbrechens.

Kirsten Wulf hat mit ihrem Auftaktbuch zu einer Apulienkrimireihe einen tollen und tiefgründigen Urlaubskrimi geschrieben, dem man ihre Leidenschaft für das Land und die Leute dort anmerkt. Es ist ein Krimi, der einfach in allem anders ist, als andere Krimis. Ermittelt wird hier nicht mit den neuesten Techniken eines Morddezernates, sondern mit einer Leichtfertigkeit und ein klein wenig Naivität der Fotografin, die dem Sachverstand des abgebrühten Mafiaermittlers immer einen Hauch zuvor kommt. Der Hintergrund des aktuellen Falls baut auf Tradition und Glaube des Landes auf. Die Täter sind Menschen, mit denen und mit derer Geschichte wir uns identifizieren und mitleben können. Faszinierend ist auch, mit welcher Leichtigkeit die Autorin die stilsichere deutsche Sprache mit italienischen Wortfetzen und Satzfragmenten mischt, so dass man beim Lesen automatisch und auch ohne die italienische Sprache zu kennen, ein Gefühl für den italienischen Flair bekommt. Ein ganz tolles Buch, das nicht nur als Urlaubslektüre lesenswert ist und neugierig auf den nächsten Teil macht.