Tödliche Tarantella

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Die deutsche Fotojournalistin Elena aus Hamburg lebt seit etwa einem halben Jahr in Lecce in Apulien bei ihrem Onkel Gigi, dem Bruder ihrer italienischen Mutter. Nachdem sie ihren Ehemann mit seiner Sekretärin erwischischt hatte, ist sie mit ihrem Sohn Ben kurzerhand in ihre italienische zweite Heimat geflüchtet. Dort hat sie sich in den 10 Jahre jüngeren Maler Michele verliebt, der aber gerade nach Rom gefahren ist.
Kurz vorher war sie zum ersten Mal bei einer Pizzica gewesen und war dieser Musik total verfallen, die ursprünglich dazu diente, die tarantata - von einer Tarantel gestochene jungen Frauen - vom Gift des Spinnenbisses durch einen sie in Trance versetzenden Tanz zu heilen. Im Prolog wird so ein Exorzismus geschildert, bei dem sich der Tambourinspieler Gianni in die junge Rosaria verliebt hatte. Jetzt, über 50 Jahre später, findet Elena den Musiker Nicola tot in einer Kapelle vor, in der sie mit ihm verabredet war. Nicola ist der Sohn von Gianni und Rosaria und auch Tambourinspieler. Elena hatte ihn bei ihrer geplanten Fotoreportage über die Pizzica kennengelernt. Er hat mit anderen jungen Musikern, vor allem mit der herausragenden Sängerin Cristina, eine Musikgruppe gegründet, die die alte Musik pflegt, sie aber auch um moderne Elemente erweitert. Das kam bei seinem Vater Gianni nicht gut an.
Der brummige Commissario Cozzoli, der gerade in Mailand in einem Antimafiaprozess aussagt und nicht sofort nach Lecce zurückkehren kann, beauftragt Elena widerwillig damit, sich in der Musikszene etwas umzuhören. Ein gutes Gefühl hat er dabei nicht, denn er weiß, dass die Nichte seines Freundes Gigi ein Talent dafür hat, sich in gefährliche Situationen hineinzumanövrieren. Er selbst hatte sich erst vor Kurzem nach Lecce versetzen lassen, da er in Mailand aufgrund seiner Ermittlungen in Mafiakreisen seines Lebens nicht mehr sicher war. Den örtlichen Kollegen, die ihn als Städter und Eindringling betrachten, traut er nicht über den Weg. Als er dann wieder vor Ort ist, steigt er in die Ermittlung ein, ermittelt aber Elenas Gefühl nach in die falsche Richtung, so dass auch sie weiterforscht und natürlich prompt in eine lebensbedrohliche Situation gerät. Gemeinsam lösen sie den Fall schließlich und finden einen unerwarteten Täter mit einem Motiv, das auf einer vor vielen Jahren erlittenen Kränkung beruht.
Dieser Krimi bietet vor allem sehr viel süditalienisches Flair. Die Autorin versteht es, ein anschauliches Bild des Mezzogorno entstehen zu lassen, doch auch die Spannung kommt nicht zu kurz. Ich kann dieses sommerliche Lesevergnügen uneingeschränkt empfehlen!