Ein großer Aufschlag

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mike nelson Avatar

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Ein großer Aufschlag. Man braucht schon eine funktionierende 'Hoffnungsstruktur' (ein Begriff, den der Ich-Erzähler Paolo auf den letzten Seiten erfährt), um Mut und Glauben an ein Überleben der Menschheit nicht zu verlieren. Mit "Tasmanien" hat Paolo Giordano einen Roman geschrieben, der nicht nur eine erzählte Geschichte, sondern vorallem ein erschreckendes Abbild unserer gegenwärtigen Welt ist. Im Mittelpunkt steht Paolo, dessen Beziehung aus den Fugen gerät - genau wie die Welt. Auch in seinem privaten Umfeld erlebt er Scheitern, Zynismus, Kontroversen und Entzweiung. Die Beziehungen der Menschen untereinander scheinen nicht mehr zu funktionieren und die Beziehung der Menschen zur Welt, dem Heimatplaneten, ist gestört. Der Autor wählt als eine Rahmenhandlung den Paolos Besuch der Weltklimakonferenz in Paris, als eine andere das Buchprojekt des Protagonisten, der in anderer Form über den Atombombenabwurf über Hiroshima und Nagasaki schreiben möchte. Die eigentliche Erzählung streckt sich von den Tagen der Terroranschläge in Paris 2015 bis in die Gegenwart hinein - sich zuspitzende Krisen in einer hochkomplexen und immer weniger beherrschbaren Welt. Daran geknüpft die ganz private Hoffnung auf einen Sehnsuchtsort ("Tasmanien"), an dem man frei und zukunftssicher leben kann. "Die Dinge, die man tut, wenn einen niemand sieht: War das nicht genug, um weiterzumachen? Tanzen, sich für nichts verantwortlich fühlen, leben für den Moment der Euphorie." Dafür bräuchte es von uns allen wohl ein Übermaß an Verdrängungsenergie. Und was sagt uns Paolo am Ende: "Ich schreibe über alles, was mich zum Weinen gebracht hat. "Ein Buch, das gelesen werden muss!!!