Schwammige Wolke

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constanze_pachner Avatar

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"Paolo ist auf der Suche. Seit er weiß, dass er niemals Vater sein wird, ist er, Journalist und Autor, unterwegs. Immer verzweifelter beschäftigt er sich mit den heutigen Katastrophen, mit Klimawandel und Terrorismus. Auch die privaten Dramen seiner Freunde treiben ihn um." (Klappentext)

Der Corriere della Sera schreibt, dass das Lesen des Romanes #tasmanien
von #paologiordano ein absolutes Muss sei, dieser Meinung schließe ich mich nicht an. Man kann, aber man muss nicht. Man wird einen Mehrwert finden, der aber ohne nachzuhallen kurzweilig bleibt.
Paolo ist eine konturlose Figur, die das Geschehen mit einer mir äußerst unsympathischen Haltung bezüglich des Kinderwunschthemas eröffnet - er läuft patzig beleidigt wie ein trotzendes Kleinkind weg, als seine Frau ihm verkündet, dass sie die seelischen und physischen Strapazen nicht noch einmal auf sich nehmen kann und wird. Mit vor Ignoranz glänzendem Hauptes trottet er von dannen, flüchtet vor dem Platzen seiner ganz persönlichen Atombombe, an deren Fäden er sich innerehelich gewaltig die Finger schmutzig macht und gemacht hat. Verantwortung ist für ihn ein Fremdwort und es wirkt, als sei Tasmanien der letzte Ort, der es ihm noch ermöglichen könnte, so weiter zu machen wie bisher, nämlich zu nichts und niemandem - nicht einmal zu sich selbst - Stellung zu beziehen!

Tasmanien bleibt durchweg ein Konstrukt und Leser*innen suchen vergeblich ein Bild für diesen Ort hinter all den Wolken. Wolken, die über uns alle hinwegziehen, uns Angst machen - die Sicht vernebeln! Diese Wolken sind eine gut gewählte Metapher für all die Themen, die uns in der jetzigen Welt zu erdrücken drohen. Nur leider packt der Autor zu viele dieser Themen in diesen Roman, so dass er mit Schwerfälligkeit beladen sich zu einer schwammigen Wolke entwickelt. Keines der Themen werden auserzählt - die schwammige Wolke darf nicht einen einzigen klärenden Regentropfen verlieren. Sie werden zurückgehalten von einer gewissen Nüchternheit im Klang der Erzählstimme, die mit kurzen, hartbröckeligen Satzkonstellationen Gefühle in sich eingeschlossen hält.

Lieben Dank an @vorablesen und dem @suhrkampverlag für das #Rezensionsexemplar