Was über Wissenschaft hinaus geht

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buecherwurm Avatar

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Auf dem Cover eine einsame Person am aufgewühlten Meer.
Ein Journalist und Autor, der sich zum Ziel gesetzt hat, ein Buch über die Atombombenangriffe auf Hiroshima und Nagasaki 1945 zu schreiben. Trotz fundierter Fachkenntnis durch sein Physikstudium kommt er damit nicht weiter. Begleitet von wechselnden Krisen in den Jahren 2015-2022, durchlebt er auch privat eine Krise in der Beziehung zu seiner fast zehn Jahre älteren Lebenspartnerin. Als Wissenschaftler hat er immerhin diverse Kontakte, die es ihm ermöglichen, die Welt zu bereisen.
Klimakonferenz, Terroranschläge - er erliegt einem apokalyptischen Sog. Noch dazu verlangt man ihm eine Stellungnahme ab, die ihn überfordert: Ein guter Freund, renommierter Klimaforscher, liefert öffentlich einen angeblichen Beweis, dass Frauen in der Forschung zu Recht unterrepräsentiert seien, da ihre Leistung nicht an die der männlichen Mitstreiter heran reiche!
Alles etwas viel für den paralysierten Intellektuellen, den die Vergangenheit belastet, der vor der Gegenwart flieht, und der keine Zukunft für die Menschheit sieht.
Ratlos lebt er ein passives Leben voller Widersprüche, produziert noch mehr CO 2 durch unnötige Flugreisen, lebt in Hotels, schreckt aus unerfindlichem Grund nicht einmal vor Videos von Enthauptungen zurück. Auch der Glaube bietet kein Fundament mehr.
Jener Freund mit der sexistischen Studie hatte Tasmanien als Ort benannt, auf dem das Überleben einer Elite denkbar sei.
Tasmanien selbst ist aber ansonsten gar nicht Thema dieser Odyssee.
Mehrmals fragte ich mich als Leser, warum genau dieses Buch geschrieben wurde. Es passt in keine Schublade, gehört aber ins Bücherregal!
Trotz etlicher hochinteressanter naturwissenschaftlicher Fakten will es kein Sachbuch sein. Es ist auch kein Gesellschaftsroman, obschon die Ängste der zeitgenössischen Gesellschaft perfekt und tiefgründig beschrieben werden, aber eben aus der Perspektive eines Einzelnen. Für einen Bildungsroman scheint der Protagonist zu alt.
Es könnte die existentialistische Antwort auf die TAGESSCHAU sein. Durch eindringliche Beschreibungen eines Nagasaki-Überlebenden wird es außerdem zu einem Anti-Kriegs-Roman.
Die Frage, die der Roman aufwirft: Können wir, selbst mit all unserem Wissen, überhaupt anders agieren, als wir es gewohnt sind, um Schlimmes zu verhindern?
Tasmanien ist definitiv keine Lösung!