Alle taumeln.

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
stresserella Avatar

Von

Vor zwei Jahren verschwand Hannah, seitdem wird nach ihr gesucht. Zunächst suchen Hunderte, doch je mehr Zeit vergeht, desto weniger beteiligen sich. Bis am Ende nur noch Luisa, Hannahs Schwester, und eine Hand voll Helfer übrigbleiben.

Sina Scherzant schafft es mit ihrem teils poetischen, teils sehr direktem Schreibstil und treffender Wortwahl, Verzweiflung, Wut und Trauer der verschiedenen Charaktere authentisch dar zu stellen. Wir erfahren nicht nur viel über Luisas Umgang mit der Situation, sondern auch über den ihrer Eltern, die kaum unterschiedlicher mit dem Verschwinden ihrer ältesten Tochter umgehen könnten. Wir erfahren aber auch einiges über die Gruppe, ihre Dynamik und die Lebensumstände der einzelnen Personen, die auch jeweils ihr ganz eigenes Päckchen tragen müssen. Das gefiel mir persönlich sehr gut, wenngleich einige Charaktere doch interessanter waren als andere. Die eingeschobenen Passagen aus der Ich-Perspektive erfüllen sicherlich einen Zweck, empfand ich allerdings als eher anstrengend, da mir persönlich Texte in 1. Person Singular nicht so zusagen.

Das Cover finde ich schlicht, aber ansprechend. Die düstere Farbwahl passt zum traurigen Thema und auch die Abbildung des Zweiges/der Blätter finde ich passend, da sich die noch verbliebene Gruppe Suchender jeden Samstag am Wald trifft, um in eben diesem nach Hannah selbst oder Hinweisen zu ihrem Verschwinden zu suchen.

Wer sich vom eher traurigen und düsteren Thema nicht abschrecken, sondern auf die Geschichte einlässt, wird sicher auch vom zweiten Roman von Sina Scherzant nicht enttäuscht. Auch ohne bahnbrechende Überraschungen und Plot Twists zieht die Geschichte den Leser in seinen Bann.