Starker Anfang - Enttäuschendes Ende

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lizzy305 Avatar

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Sina Scherzants Roman "Taumeln" hat mich am Anfang in seinen Bann gezogen. Schon die ersten Seiten schaffen eine besondere Atmosphäre, die mich als Leser sofort in die Geschichte hineingezogen hat. Besonders spannend fand ich es, mehr über die Charaktere zu erfahren, die auch nach zwei Jahren immer noch nach der verschwundenen Hannah suchen. Scherzants Schreibstil ist eindringlich und fesselnd, was das Leseerlebnis zunächst sehr intensiv und packend machte.

Allerdings stellte sich nach etwa 100 Seiten ein Wandel in meiner Leseerfahrung ein. Die bedrückende Stimmung, die Scherzants Schreibkunst so eindrucksvoll transportiert, begann mich mehr und mehr herunterzuziehen. Die Darstellung der Gefühle der Schwester und der Familie – die Hoffnungslosigkeit und der Schmerz – sind zwar sehr authentisch und gut beschrieben, aber mir fehlte es an Handlung und einem Hoffnungsschimmer. Dadurch zog sich die Geschichte für mich sehr in die Länge.

Ein weiterer Kritikpunkt, der sich auf Dauer als sehr störend erwies, war die Unklarheit am Anfang jedes Kapitels darüber, aus wessen Perspektive es geschrieben ist. Oft musste ich zurückblättern und das Kapitel neu beginnen, weil ich dachte, es wäre aus der Sicht eines anderen Protagonisten verfasst. Dies beeinträchtigte meinen Lesefluss erheblich.

Die Charaktere Frank und Inge brachten zwar eine gewisse Spannung in die Erzählung, dennoch konnten mich Emma und Amaka nicht überzeugen. Ihre Kapitel empfand ich als blass und die beiden wenig unterscheidbar, wodurch mir ihre Kapitel zusätzlich die Lust weiterzulesen nahmen. Auch die Geschichte um die andere vermisste Person wurde mir zu wenig ausgearbeitet und störte meinen Lesefluss eher, als dass sie ihn bereicherte.

Während ich zu Beginn noch fest mit einem erzählerischen Highlight gerechnet hatte, wurde ich am Ende leider enttäuscht. Besonders der letzte Satz des Buches hat mich gestört – es fühlte sich an, als würde die Geschichte mitten im Satz aufhören, als ob eine Seite fehlen würde und lässt mich insgesamt sehr unbefriedigt zurück.

Abseits davon kam leider mein Buch in einem nicht so guten Zustand an. Das Lesebändchen war ausgerissen, der Buchumschlag zerknickt, und das Hardcover hatte eingedrückte Punkte wie bei einem Mängelexemplar.

Fazit: Wer sich auf einen atmosphärischen Roman mit wenig Handlung einlassen möchte, könnte "Taumeln" von Sina Scherzant durchaus genießen. Ich persönlich hatte mir jedoch etwas mehr erwartet und wurde am Ende enttäuscht.