Vom Taumeln und Weitermachen

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stefanie.henkel Avatar

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Jeden Samstag treffen sie sich, eine Gruppe von Menschen, die auf den ersten Blick nichts miteinander verbindet. Aber sie alle sind auf der Suche, auf der Suche nach einer jungen Frau, die vor zwei Jahren spurlos verschwunden ist. Sie durchkämmen jede Woche den Wald, der an das Elternhaus der Verschwundenen angrenzt. Da ist zum Beispiel Inge, die selbsterkorene Anführerin der Gruppe, die unter häuslicher Gewalt zu leiden hat. Und da ist Frank, der einsam ist und der sein Leben als auf die schiefe Bahn geworfen betrachtet. Zwei junge Frauen, die beide eine schwierige Kindheit hatten und die eine Liebesbeziehung beginnen. Schließlich ist da auch Luise, die Schwester der Verschollenen, die ihr eigenes Leben aufgegeben und nach dem schicksalhaften Tag wieder zurück zu den Eltern gezogen ist. Auch sie beteiligt sich an der Suche, obwohl sie eigentlich gar keine Hoffnung darin sieht. Alle diese, sympathisch und mit Empathie beschriebenen Menschen, sind im Leben ins Taumeln geraten und halten an der zur Routine gewordenen Suche fest, um überhaupt einen Fixpunkt in ihrem Leben zu haben und etwas vermeintlich Sinnvolles zu tun.
Auch rein sprachlich gesehen, taumelt in diesem Roman alles. Unendlich scheinende Sätze taumeln vor sich hin, bis dem Leser selbst schwindelig wird. Auch das Wort „Taumeln“ selbst wird immer wieder in den Text eingeflochten. Scherzant gelingt in ihrem Roman eine tief gehende Charakterstudie. Sie zeigt auf, wie.man im Leben ins Taumeln geraten kann und wie man Vertrauen in andere Menschen aufbauen und so Hilfe erfahren kann. Der Roman liest sich spannend bis zur letzten Seite und ist ganz klar weiterzuempfehlen.