Ein sensationeller Erstling

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emmmbeee Avatar

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Teddy heiratet einen Mann im diplomatischen Dienst und folgt ihm nach Rom. Eine neue Welt, zu der sie gehören, eine respektierte Frau sein, die Erfüllung in Ehe und Kindern finden möchte. Es scheint so zu kommen, bis zuerst die Vergangenheit, dann die Gegenwart sie in die Verzweiflung treibt.
Da war auch die schillernde Tante Sister, der die Familie sehr schlimm zugesetzt hatte, weil sie nicht dem sorgfältig gepflegten Image der Familie entsprochen hatte, die jedoch nicht gestorben ist, sondern vom Clan zum Verschwinden gebracht wurde. Da ist ein Hochglanzdasein der Reichen und Mächtigen mit spiegelglatter Oberfläche, das keineswegs befleckt werden darf. Schließlich geht es auch um eine erfolgreiche Kandidatur für ein hohes politisches Amt.
Teils überlief es mich kalt, einerseits, weil es in der Ich-Form geschrieben ist. Ich konnte mir aber auch sehr gut vorstellen, wie alles geschehen konnte, selbst wenn ich nie in einer ähnlichen Situation gewesen bin. Einem Bild entsprechen müssen und wollen, welches die Familie von sich und damit auch von Teddy hatte, es immer allen recht machen, damit man dazu gehört, geachtet und gesehen wird. Und vor allem, dass ihr Mann David sie für würdig hält, Mutter zu werden. Das ist mehr, als die verwöhnte Mittdreißigerin bewältigen kann.
Das treibt sie zu Verzweiflungstaten, aber auch zur Überzeugung, niemals aufzugeben. Teddy weiß ja schon ihr ganzes Leben lang, dass sie sich stets anpassen muss. Und doch will sie eines noch viel mehr: endlich leben. Und damit reitet sie sich geradewegs in ein großes Schlamassel.
Den Rahmen bilden die Ermittler, denen sie den ganzen Ablauf erklären sollte. Das bedingt, dass in Zeitsprüngen bis zurück zu ihrer Jugend in Amerika erzählt wird, und damit werden die Hintergründe zu Teddies Entscheidungen erläutert. Allerdings: Auf den allerletzten Seiten tauchen Personen auf (zum Beispiel Anna), von der ich nicht mehr wusste, wer sie ist. Da wäre es hilfreich gewesen, sie im Lauf der Zeitreise mit kurzen Bemerkungen gelegentlich wieder aufleben zu lassen.
Der Roman ist ungeheuer spannend, gleichzeitig eine psychologische Studie, sowohl genau durchdacht als auch recherchiert. Wenn ich gegen Ende zwischendurch das Buch aus der Hand gelegt habe, fand ich nur schwer aus der Stimmung, welche Teddy und auch mich bedrückte und den Sorgen, welche sie belasteten. Jetzt hinterher muss ich an Patricia Highsmith denken, welche durch verwandte Themen ihren Erfolg errungen hat. Seit langem war ich von keinem Roman mehr so gefesselt wie von „Teddy“. Die höchste Punkteanzahl vergebe ich selten, aber diesmal mit Überzeugung.
Den Roman würde ich allen empfehlen, die zwar keine Krimis mögen, aber gern Spannung vereint mit sehr guter Literatur genießen möchten.