Wer ist sie, die dem Roman von Emily Dunlay titelgebende Heldin, "Teddy"? Teddy heisst eigentlich Theodora, aber das hört sich nicht so niedlich an. Teddy ist zunächst unverheiratet und 34 Jahre alt - eine katastrophale Peinlichkeit. Sie kommt aus der texanischen High Society, was ihr Annehmlichkeiten und den Zugang zur Schickeria sichert. Sie ist blond und drall - in jedem Fall wichtig, wenn man auf Partys auffallen möchte. Wir Leser begleiten Teddy in den 50er/ 60er Jahren auf ihrem Weg von Dallas nach Rom, zwischen Einsamkeit und Glitzer, Depression und Shopping, Ohnmacht und Sehnsucht auf der Suche nach einem glücklichen Ich. Dabei ist Teddy kein einfacher Charakter - mal möchte man sie schütteln, mal in den Arm nehmen. Die eigentliche Geschichte ist dabei fast uninteressant: Teddy heiratet einen Diplomaten, durch ein kompromittierendes Bild von einer Party gerät sie in Bedrängnis und befürchtet, dass auch eine ehemalige Affäre ans Licht gerät. Diese Geschehnisse dienen aber nur dazu, Teddy als Frau in einem Machtgefüge zu zeigen, in dem sie keine Information, keine Mittel und keine Handlungsoptionen hat - like a puppet on a string, eigene Bedürfnisse unerwünscht. Die Begegnung mit einem Fotografen und ihren größten Ängsten zwingt sie umzudenken und sich auf ihre Art und Weise selbst zu ermächtigen. Emily Dunlay schafft es nahezu mühelos, durch die unbedarften Schilderungen ihrer Hauptfigur Sexismus und Rollenstarre in den Swinging Sixties aufzuzeigen. Teddy zerbricht an ihrer Anpassung und Selbtverleugnung in einem System, das sich von Profit und Ausbeutung nährt. Wer glaubt, dies sei ein seichter Roman, der charmant-flockig geschrieben ist, der irrt. "Teddy" besticht in den Nebensätzen, in den kurzen Dialogen, in den Ortbeschreibungen, in den Kunstreferenzen, in der hinter naiven Beschreibungen steckenden beissenden Ironie. Es ist nichts wie es scheint. Ich freue mich auf mehr von Emily Dunlay und ich hoffe sie findet viele Anhänger, die genau hinsehen. Viel Spaß beim Lesen!