Glanz ohne Tiefe

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sonnenblumeberlin Avatar

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Teddy ist ein Roman, der auf dem Papier viel verspricht: eine schillernde Protagonistin, das faszinierende Setting Roms in den 60er Jahren, gesellschaftliche Kontraste und persönliche Abgründe. Doch leider bleibt das Buch weit hinter seinen Möglichkeiten zurück.

Teddy selbst wirkt wie eine Figur, die ständig zwischen Sehnsucht und Selbstsabotage schwankt. Ihre Zerrissenheit hätte spannend sein können, doch sie blieb mir über weite Strecken fremd. Statt lebendigem Charakterstudium las sich vieles wie eine Aufzählung von Episoden ohne echtes Gefühl oder Entwicklung. Die Zeitsprünge, die wohl Spannung erzeugen sollten, wirkten eher wie Stolpersteine – sie haben für mich den Lesefluss eher gestört als bereichert.

Das Rom der 60er, das als Kulisse so viel Atmosphäre bieten könnte, bleibt überraschend blass. Die Schauplätze werden angerissen, aber nie wirklich greifbar – fast so, als wären sie bloß dekorativer Hintergrund für Teddys innere Monologe. Auch die politischen Verstrickungen, die gegen Ende für etwas Fahrt sorgen, kommen für meinen Geschmack zu spät und zu oberflächlich, um das Ruder noch herumzureißen.

Was mich dennoch dranbleiben ließ, war Emily Dunlays Schreibstil: klar, stellenweise poetisch, oft mit einem scharfen Blick für gesellschaftliche Zwischentöne. Einzelne Passagen – etwa die Reflexionen über weibliche Rollenbilder oder das Schicksal von Tante Sister – haben Eindruck hinterlassen. Aber das reicht leider nicht, um über die Schwächen im Plot und die mangelnde Tiefe der Figuren hinwegzutrösten.

Fazit: Eine Geschichte mit Potential, das nur punktuell aufblitzt. Weder Teddy noch ihre Welt konnten mich wirklich packen – ein Roman mit Glanz, aber ohne Tiefe.

2,5 von 5 Sternen