In einer Müllgrube meiner imaginierten vergangenen Ichs

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owenmeany Avatar

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Auch vom Schutzumschlag mit dem Bild der mondänen Frau im Stil Grace Kellys befreit liegt das Buch edel in der Hand durch den opaken Schimmer des Einbands. Sein Inhalt hat mich dagegen vor keine geringen Herausforderungen gestellt, angefangen damit, dass ich es keinem eindeutigen Genre zuordnen konnte - und da führt uns Emily Dunlay mehrfach in die Irre. Deshalb fällt mir eine Besprechung ohne Spoiler schwer.

Das naive Geplauder der offensichtlich verwöhnten Göre nervt von Anfang an, die vor ihrer überstürzten Eheschließung schon ein bisschen in die Jahre gekommen ist. Offensichtlich aus kultivierter, politisch einflussreicher US-Ostküstenfamilie stammend hat sie Probleme mit Selbstdisziplin und Finanzverwaltung, ist jedoch sachkundig, was Kunstwerke betrifft.

Rätselhaft ist auch ihr Ehegatte David, der sich vordergründig harmlosen Geschäften widmet und bald ein ausgesprochen patriarchalisches Verhältnis zu ihr entwickelt.

Wegen der Affäre mit dem Botschafter hätte ich sie am liebsten kräftig geschüttelt. Eigentlich von ihm belästigt leidet sie unter Schuldgefühlen und verstrickt sich nach einer Erpressung immer stärker in undurchsichtige Machenschaften, in denen auch noch ein geheimnisvoller Russe eine Rolle spielt, was auf eine Geheimdiensttätigkeit hindeutet. Man nimmt die ganze Zeit Teddys extrem unterentwickeltes Selbstbewusstsein wahr, dagegen betont sie häufig ihre auffällige Schönheit, der sie sich auch exzessiv widmet.

Das Ganze spielt sich ab vor der flirrenden Kulisse der Stadt Rom im Sommer 1963, auch das damalige Zeitgeschehen bildet den Hintergrund.

Wie ein Damoklesschwert schwebt das Schicksal ihrer Tante Sister über ihr, deren Lebensweg lange verborgen bleibt abgesehen von gelegentlichen Andeutungen. Die Spannung lag für mich darin, ob den Lesern am Ende noch eine Auflösung all der erstaunlichen Sachverhalte angeboten wird, und das müssen alle Interessierten mit ein wenig Durchhaltevermögen selbst herausfinden.