Keine literarischen Italien- und 60er Jahre-Feelings

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Emily Dunlays Debütroman „Teddy“ spielt in den 60er Jahren in Rom. Teddy ist die Protagonistin, die sich, das erfahren wir gleich zu Beginn, einem Verhör unterziehen muss. In Rückblenden erzählt Teddy davon, wie sie nach der Heirat mit David, einem amerikanischen Botschaftsangestellten, nach Rom gezogen ist. Sie hat sich dadurch einen Neuanfang erhofft, wollte ihrer Rolle als Haus- und Ehefrau gerecht werden. Doch die Ehe und der Alltag mit David bekommen schnell Risse. Und als Teddy dann allmählich Zugang zur High Society Roms erlangt, droht ein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit sie einzuholen.

Der Plot, das kann man, denke ich, behaupten, klingt durchaus vielversprechend. Und eigentlich hätte der Roman auch der Zeug dazu gehabt, zu fesseln. Denn so vieles stimmt auf dem Papier: der historische Hintergrund (Kalter Krieg), das Setting (Rom in den 60ern), die Kritik an patriarchalen Strukturen und am Frauenbild der Zeit und eine Protagonistin, die genau damit zu kämpfen hat…

Doch leider ist der Funke nicht übergesprungen. Denn trotz dieser interessanten Elemente, hat es an vielem gemangelt. Der Erzählstil war fast durchgängig ausufernd und dadurch viel zu zäh. Hinzu kam, dass die Persönlichkeit der Protagonistin bis zum Ende relativ eindimensional geblieben ist. Auch ihre Unzuverlässigkeit als Erzählerin hat das nicht ändern können. Das ist vor allem deshalb schade, weil Teddy die Figur sein soll, durch die die Kritik am Patriarchat und an den weiblichen Rollenbildern gespiegelt wird. Aber weil sie keine Bezugsfigur ist, wird es den Leser:innen schwer gemacht, in die erzählte Welt hineinzufinden.

Leider ist „Teddy“ kein Roman, der das liefert, was er verspricht. Literarische Italienfeelings ebenso wie eine packende Story sollte man sich daher lieber woanders suchen.

Übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann.