La Dolce Illusion – Emily Dunlays „Teddy“ im Spiegel zwischen Glanz und Abgrund

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kati_lx Avatar

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Emily Dunlays Roman Teddy ist eine elegant erzählte Geschichte über Neuanfänge, gesellschaftliche Erwartungen und die bröckelnde Fassade eines scheinbar perfekten Lebens. Im Rom des Jahres 1969 entfaltet sich vor der schillernden Kulisse von Botschaftsempfängen, feinen Stoffen und flirrendem Sommerlicht das Leben der texanischen Diplomatenfrau Teddy Carlyle – eine Frau, die alles richtig machen will, um endlich nicht mehr negativ aufzufallen. Doch wie der Klappentext bereits andeutet: Manche Geheimnisse lassen sich nicht einfach unter neuen Kleidern und höflichem Lächeln verbergen.
Was mich sofort in den Bann gezogen hat, war der Vibe dieser Geschichte. Italien 1969, das mondäne Rom, die Atmosphäre zwischen Cinecittà-Glamour und diplomatischem Parkett – das ist nicht bloß Kulisse, sondern lebendige Stimmungsträgerin des Romans. Dunlay gelingt es meisterhaft, die Lesenden in eine Welt einzutauchen zu lassen, in der Ästhetik alles ist und trotzdem so vieles darunter schiefläuft. Die Szenen auf Botschaftsempfängen oder abendlichen Partys sind detailreich und stimmungsvoll beschrieben – man hört förmlich das Klirren der Gläser und das gedämpfte Murmeln eleganter Gespräche im Hintergrund.
Besonders berührt hat mich Teddys Blick auf ihre neue Rolle. Sie will sich beweisen, sich ein Leben schaffen, das glamourös, sicher und angesehen ist. Doch schnell wird klar, dass der schöne Schein nicht genügt – und dass sie trotz aller Anstrengungen nie wirklich dazugehört. Ihre Vorstellungen von Luxus und gesellschaftlicher Sicherheit zerschlagen sich, als sie merkt, wie knapp das Geld wird und wie oberflächlich viele der Beziehungen um sie herum tatsächlich sind. Der Roman zeigt auf subtile, aber eindrückliche Weise, wie eng das Korsett gesellschaftlicher Erwartungen geschnürt ist – besonders für Frauen. Teddys Versuch, in dieser Welt zu bestehen, erinnert schmerzhaft daran, wie wenig sich in manchen Bereichen seit 1969 geändert hat.
Gleichzeitig hatte ich beim Lesen nicht das Gefühl, dass Teddy ein Opfer ist – sie ist eine stille Kämpferin. Ihre Art, aufrecht zu bleiben, höflich, stilvoll, kontrolliert, auch wenn innerlich alles wankt, macht sie zu einer faszinierenden Figur. Doch genau darin liegt auch eine der Schwächen des Romans: Manchmal bleibt sie zu sehr auf Distanz. Ihre Zurückhaltung, ihr Wunsch, immer perfekt zu erscheinen, erschwert es, eine tiefere emotionale Bindung zu ihr aufzubauen.
Und dann ist da noch der Plot Twist gegen Ende. Ohne zu viel zu verraten: Ich habe ihn nicht kommen sehen – und das rechne ich dem Buch durchaus hoch an. Gleichzeitig war er so überraschend, dass er mich für einen Moment aus der Geschichte herauskatapultiert hat. Es wirkte fast, als wolle die Autorin am Schluss unbedingt noch einen Knalleffekt setzen. Für mich persönlich war das Ende dadurch eher verwirrend als befriedigend.
Insgesamt ist Teddy ein vielschichtiger Roman, der mehr bietet als bloßen Retro-Glamour. Er blickt hinter die Fassaden einer eleganten Gesellschaft und zeigt, wie viel Kraft es kostet, eine Rolle aufrechtzuerhalten, die einem von außen zugeschrieben wird. Trotz kleiner Schwächen bleibt die Geschichte in ihrer Atmosphäre und thematischen Tiefe im Gedächtnis – vor allem wegen ihrer leisen, aber eindrücklichen Kritik an einem Frauenbild, das leider auch heute noch allzu vertraut wirkt.