Zu gern hätte ich eine Teddy als Freundin!

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»Morgen oder spätestens übermorgen wird jeder wissen, was ich getan habe. Wer ich bin.«

Teddy entstammt einer einflussreichen texanischen Familie mit großen politischen Ambitionen. Doch als Frau der 1960er Jahre ist ihr Weg vorgezeichnet: Heirat, Kinder und Haushalt sollen ihre Big Three im Leben sein. Im Stillen widersetzt sich Teddy, arbeitet in einer Galerie, vergnügt sich gelegentlich in Bars und trifft Männer. Wenig verwunderlich, dass ihre Familie aufatmet, als sie mit Mitte 30 endlich heiratet – und nach Rom zieht. Die Stadt, in der die Stars der Cinecittà auf der Via Veneto flanieren, erscheint Teddy wie ein Versprechen von Freiheit, hier will sie ihre unruhige Vergangenheit hinter sich lassen und eine gute Diplomatengattin sein: glamourös, diskret, stilsicher und stets höflich. Zunächst scheint es der schillernde Neuanfang zu sein, den sie sich gewünscht hat – mit Designerkleidern auf diplomatischen Empfängen und mondänen Sommerpartys. Doch ein Foto bringt alles ins Wanken …

Emily Dunlays Romandebüt »Teddy« ist eine ebenso stilvolle wie vielschichtige Geschichte, die im Rom des Jahres 1969 spielt: Inmitten dieses Hexenkessels tummeln sich Spione in der Hitze, laden Hollywood-Stars zu extravaganten Events, setzen Menschen erste Modetrends. Es ist die Zeit des Kalten Krieges, doch daran denkt Teddy eigentlich nicht. In Rückblenden erzählt sie uns Lesenden von ihrem Leben – und der Bredouille, in die sie geraten ist. Dabei durchgehend zu spüren ist die Hitze des römischen Sommers, die Enge gesellschaftlicher Erwartungen und das Knistern unausgesprochener Geheimnisse. Die Stadt wird zu Teddys Bühne, die versucht, Kontrolle über ihre eigene Geschichte zurückzugewinnen. Dabei ist sie absolut fabelhaft: unterhaltsam, keck, erfrischend – zu gern hätte ich eine Teddy als Freundin! Und auch Dunlays präzises Gespür für Stil und gesellschaftliche Codes ist wunderbar unterhaltsam! Die detailreichen Beschreibungen von Mode, Schmuck, Gesten und Kulissen fügen dem Roman eine sinnliche Ebene hinzu. Teddy bewegt sich durch eine Welt, in der Äußerlichkeiten alles bedeuten – und genau diese Welt nutzt sie, um sich selbst zu behaupten. Dabei bleibt sie keine makellose Heldin: Sie ist verletzlich, manipulativ, manchmal naiv – und gerade dadurch so faszinierend.

»Teddy« hat mich wahnsinnig überrascht: Die großen Themen des Romans – Wahrheit und Täuschung, Macht und Ohnmacht, Rolle und Identität – werden mit einer Leichtigkeit erzählt, die nie ins Banale kippt. Der Roman ist gleichzeitig fesselnde Unterhaltung, Gesellschaftsporträt und Charakterstudie. Seine glamouröse Oberfläche täuscht nicht darüber hinweg, dass es hier auch um Einsamkeit, soziale Kontrolle und weibliche Selbstbehauptung geht. Fazit: »Teddy« ist die perfekte Begleiterin für lange Sommernachmittage – stilvoll, atmosphärisch und spannend bis zur letzten Seite!

Lebendig übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann!