Persönlich, vielfältig und lecker!

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Der erste, äußerst positive Eindruck von Nenis „Tel Aviv“: ein sehr aufwändig, liebevoll gestaltetes Buch mit knalligem Schutzumschlag und geprägtem Einband. Schlägt man das Buch auf, ist es, als würde man auf einer Online-Landkarte in kürzester Zeit von weit weg ganz nah heranzoomen – so schnell geht es hinein ins pralle Leben von Tel Aviv und an die dortigen Kochtöpfe.
„Tel Aviv“ möchte mehr sein und ist auch mehr als ein Kochbuch. Es ist ein Reisebericht aus Tel Aviv, den die Gründer der Neni Restaurants unternommen haben und in dessen Zentrum Begegnungen der Autoren mit Menschen stehen, denen gutes Essen und gute Zutaten wichtig sind. Diese Menschen essen nicht nur, sondern kochen auch und tragen ihre Rezepte in den Kategorien „Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchte“, „Fisch“, „Fleisch“ und „Süsses“ bei; außerdem gibt es Rezepte aus „Nenis Grundbaukasten“.
Die vorgestellten Gerichte sind überwiegend orientalisch-mediterran, sehen auf den Bildern überaus lecker aus und lesen sich auch so. Das Problem ist, dass die meisten Rezepte viele verschiedene Zutaten erfordern, worunter oft auch solche sind, die man in deutschen Supermärkten lange suchen dürfte. Dadurch gewinnen die Rezepte eindeutig an Authentizität, erfordern aber einige Planung beim Nachkochen. Wer außerdem bereits mit einem Ottolenghi-Kochbuch ausgestattet ist, findet (verständlicherweise) einige Gerichte wieder. Da Tel Aviv unter anderem als Hotspot für vegane und vegetarische Küche bekannt ist, hatte ich zudem noch mehr fleischlose Gerichte erwartet.
Insgesamt dürfte das Buch Israel-Liebhaber sicher begeistern, aber auch alle anderen mit Interesse an mediterraner Küche und Kochexperimenten können hier Anregungen finden. „Tel Aviv“ ist persönlich, unterhaltsam und optisch sehr ansprechend und, anders als nüchterne Kochbücher, ein Buch zum Schmökern und Schwelgen. Der leichteste Einstieg in die israelische Küche ist „Tel Aviv“ allerdings nicht.