Wunderschönes Buch mit Abstrichen

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Angeregt durch ein Restaurant, das vor einiger Zeit in unserer Stadt aufgemacht hat und unfassbar leckere Gerichte aus der orientalischen Welt anbietet, wurde ich auf „Tel Aviv“ aufmerksam: ein wunderschönes Buch mit tollen Fotos. Es verfolgt ein mir neues Konzept: Es kombiniert ein Kochbuch mit einem Buch über die Geschichte und Menschen Tel Avivs. Um dabei nicht zu sehr durcheinanderzugeraten, sind die Geschichten in Courier und die Rezepttexte in einer serifenlosen Schrift gesetzt. So weit – so gut.

Ohne Zweifel machen die Rezepte und Fotos Appetit. Vielleicht hätte es mir aber eine Warnung sein sollen, dass das Buch die Rezepte der Restaurantkette NENI aufgreift, die durchaus komplex genannt werden dürfen. Auf den ersten Blick schreckte mich das nicht, doch als ich beim Kapitel „NENIS Grundbaukasten – was wir immer zu Hause haben“ ankam, musste ich dann doch die Ohren anlegen: DAS habe ich in meiner Küche nicht alles vorrätig – kann ich auch gar nicht, weil ich keine Profiküche habe. Einfach draufloskochen ist nicht: Will man die Rezepte nachkochen, bedarf es eines durchdachten Einkaufs im wohlsortierten Handel. Das allein hätte mich noch nicht gestört, wohl aber, dass das Buch mehr als „nur ein Kochbuch“ sein soll und wohl daher kein Platz für solch profane Angaben wie Zubereitungszeiten oder Ähnliches war: Da kann es über einem Rezept auch mal heißen „für 4 bis 6 Personen“ – für ein Restaurant und die dort üblichen Einkaufsmengen sicher kein Problem, mir wär's etwas genauer lieber. Die Rezepte selbst sind durchaus vielfältig: von Vegetarischem über Fisch und Fleisch zu Süßspeisen ist eigentlich alles dabei, sodass man einen schönen Bogen über die Küche spannen kann. Ein Glossar rundet das Buch ab, wo man nachschlagen kann. Doch genau da ging mir dann einmal die Galle über, als ich zu Olivenöl las „wir verwenden stets natives Olivenöl bester Qualität“. Na sicher verwenden die kein Billigöl, aber eine Erklärung, worauf man beim Olivenöl achten soll, wäre hilfreicher gewesen.

So bleibt mein Fazit, dass manche Angaben mir für ein Kochbuch leider zu unscharf sind – gerade für doch recht komplizierte Rezepte. Da wären mir etwas weniger kulturelle Einblicke im Austausch lieber gewesen. Dennoch ist es ein wunderschönes Buch, an dem ambitionierte (Hobby-)Köche sicher Gefallen finden können.