17 Minuten

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heroemil Avatar

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Ich habe auch das Buch der Autoren Lutz, Wilhelm und Kellerhoff „Die Tote im Wannsee“ gelesen. Hinsichtlich Schreibstil und Zeitgeschehen, ähneln sich die beiden Bücher. Auch dieser Roman handelt in den Sechzigerjahren in Berlin. Auch er zeigt halbdokumentarisch die gesellschaftlichen Veränderungen, die Zeit der Auseinandersetzungen zwischen den Kriegs- und Nachkriegsgenerationen auf.
In einem Milieu des noch immer existierenden Antisemitismus ermittelt Kommissar Wolf Heller in einem Fall, in dem die Jüdin Rebecca Hirsch ermordet wird. Auch ihr Ehemann, der Richter Joachim Hirsch, hat Morddrohungen von einer radikalen linken Bewegung erhalten. Stecken politische oder antisemitische Motive dahinter?
Heller, erhält den Auftrag, die Wohnung des Richters zu observieren. Während die Ehefrau des Richters ermordet wird versagt Heller, weil er 17 Minuten lang abgelenkt war und seinen Posten verlassen hatte. Diese „Schuld“, den Mord nicht verhindert zu haben, zieht sich durch die gesamte Geschichte.
Auf einer parallelen Ebene ermittelt die Nichte der Ermordeten, die Amerikanerin Louise Mackenzie, auch um Familiengeheimnisse aufzuklären.
Auf einer weiteren Ebene plant der russische Agent Poljakov Anschläge auf jüdische Einrichtungen der Stadt.
Neben der üblichen Polizeiarbeit werden in diesem Roman auch ganz persönliche und bewegende Momente aus dem privaten Umfeld des Polizisten angesprochen. Immer wieder greift die Geschichte auch die schwere Krebserkrankung von Paula, Hellers Ehefrau, und damit sehr intime Momente auf.
Gestört hat mich die Textstruktur des Buches. Der Text geht fast übergangslos von einer Ebene in die andere über. Es fällt schwer, das Buch mal kurz aus der Hand zu legen, um kurze Zeit später wieder in die Geschichte einzusteigen.
Ungeachtet dessen liest der Text sich flüssig und kurzweilig. Das Glossar ist hilfreich, wenn auch nicht vollständig. Die zeitdokumentarischen Beschreibungen und das ganz Persönliche der Protagonisten machen den Roman lesenswert.