Neues von Kommissar Heller

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Das Autorentrio lässt Kommissar Wolf Heller erneut ermitteln in Westberlin Ende der sechziger Jahre. Und so, während andere die Mondlandung live im Fernsehen miterleben observiert er Wohnungen, arbeitet an der Aufklärung von Morden. Außer Wolf Heller tauchen ein paar Figuren aus dem Vorgängerroman auf: erstens einmal Paula, die Wolf mittlerweile geheiratet hat und sich bemüht ihren zwei Kindern ein guter Vater zu sein. Dann Louise Mackenzie, die amerikanische Studentin, die nach einem one night stand am nächsten Tag behauptete, von Wolf Heller schwanger zu sein. Nun, jetzt haben sie keine Affäre mehr, sie ist Zeugin in einem Mordfall und verliebt sich in den falschen Mann, was ihr fast zum Verhängnis wird.
Neu hinzugekommen ist Petra, Wolf Hellers Halbschwester, die aus Berchtesgaden nach Berlin anreist, um das wilde freie Leben in der Hauptstadt zu genießen.
Schön ist, Heller fährt wieder einen Karmann Ghia. Großen Dank an dieser Stelle an das Autorentrio.
Im Roman treten auch historische Gestalten, wenn auch nur indirekt auf, so Dieter Kunzelmann, Mitglied der Kommune I, genau so wie Michael Baumann und andere, die aber im Roman keine bedeutende Rolle spielen.
Eine bedeutende Rolle spielt aber erneut der KGB und seine Schergen. Und wieder ist die Destabilisierung der Westberliner Gesellschaft das Ziel, welches aber von Kommissar Heller in buchstäblich letzter Sekunde vereitelt wird. Es kommt zum großen Showdown auf dem Teufelsberg.
Gekonnt und routiniert geschrieben, nüchtern, schnörkellos, ist dieser Politkrimi nicht als Kampf der Systeme zu verstehen, als West gegen Ost. Dafür sind die Kontrahenten zu ungleich. Im Laufe der Existenz der DDR haben die Sowjets und das SED Regime immer wieder versucht in geheimen Operationen die BRD zu destabilisieren. Aber der Kalte Krieg wurde zu Gunsten der BRD und der westlichen Alliierten letztlich entschieden, der große Verlierer war das SED Regime.
Einige Passagen wirken schon fast wie Sentenzen: „Die Zivilisation ist ein dünner Firnis,…darunter schlummern die Bestien“. (S. 274). Oder: jemand wird so lange befördert „bis er den Punkt der vollkommenen Inkompetenz erreicht hat“ (S. 330). Es sind Sätze wie diese, die das Lesevergnügen steigern, weil man außer der Handlung auch die Sprache genießen kann.