Politische Agitationen zur Zeit des Kalten Krieges

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rosenfreund Avatar

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Dies ist mein erster Kriminalroman der 3 Autoren. Die Tatsache, dass ein realhistorischer Hintergrund, nämlich das radikalisierte Berlin der 60er Jahre, in einen Krimi integriert wurde, hat mich stark angesprochen. Es werden die Machenschaften der Geheimdienste beleuchtet sowie die Themen Terrorismus, Antisemitismus und die Agitationen der Rechts- und Linksradikalen. Der sympathische und detailliert beschriebene Kommissar Wolf Heller verlässt seinen Beobachtungsposten für 17 Minuten. In dieser Zeit wird die jüdische Ehefrau eines jüdischen Richters ermordet. Heller hat sich schuldig gemacht und muss nun den Täter ermitteln. Es wird deutlich, dass ein Bombenanschlag auf das jüdische Gemeindehaus in Berlin - Charlottenburg geplant ist, der tatsächlich vereitelt werden konnte.
Durch Hellers Nichte, Louise Mackenzie, und seine Stiefschwester, Petra, wird die radikalisierte Jugend im Berlin der 60er Jahre beleuchtet. Beide nehmen Drogen, negieren bürgerliche Gesellschaftsformen und frönen dem ungezügelten Sex in Kommunen, wo feste Beziehungen zwischen Männern und Frauen meist tabu sind.
In einem zweiten Erzählstrang geht es um den russischen Spion Poljakow, dessen Aufgabe es ist, die Stadt Berlin so zu destabilisieren, so dass West-Berlin von den Russen eingenommen werden kann.
Der Plot ist zuerst spannend, dann fällt der Spannungsbogen aber durch die vielen, teils berlinspezifischen Details ab. Erst im letzten Drittel nimmt das Werk so richtig an Fahrt auf und wird krimikonform. Zum Glück gibt es ein Glossar am Ende des Werkes, das detaillierte Erklärungen zu Personen und Fakten liefert.
Die Geschichte ist flüssig erzählt, temporeich und mit zahlreichen Wendungen und Verwicklungen. Nur leider ist der Mittelteil etwas zu politischund langatmig ausgefallen und hat mich nicht so richtig gefesselt.