Politische Vergangenheit

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kleincaro89 Avatar

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Auch wenn das Cover einladend und angenehm daherkommt, verbirgt sich hinter dem Einband doch eine Geschichte mit politischem Sprengstoff. Wir befinden uns im Berlin der späten 60er Jahre, als Drohungen von radikalen Linken die Runde machen, als die jüdische Ehefrau eines Richters ermordet wird und als Russen ihre Finger noch nicht von der neuen Macht in Deutschland lassen können. Mittendrin der Kommissar Wolf Heller, der mit seiner totkranken Frau auf der einen Seite und seiner links orientierten Schwester auf der anderen Seite mehr als genug zu tun hat und sich trotz allem Hals über Kopf in die Ermittlungen um den Mord an der Richtersgattin stürzt. Nicht geahnt hatte er, welche Ausmaße dieser eigentlich als normal angesehene Mord mit sich bringt.

Der Start ist etwas holprig und ich brauchte ein paar Seiten, bis ich in der Story angekommen bin und die Personen mir sympathisch wurden. Allgemein hatte ich den Eindruck brauchten das Buch und die Geschichte selbst eine gewisse Zeit, um dort anzukommen, wo sie hinwollte und den Leser auf das, was ihn noch im Laufe des Buches erwarten würde, einstimmt. Denn sobald das geschehen ist und das Autoren-Trio den Leser auf den Weg gebracht hat, nimmt die Geschichte an Fahrt auf und überschlägt sich ab diesem Moment fast mit politisch motivierten Ereignissen. Doch der Leser muss bei der Sache bleiben, denn die Zusammenhänge sind komplex, tiefgründig und brisant.

Hat der Leser erst einmal in die Geschichte gefunden, gelingt es ihm, zu den unterschiedlichen Personen eine Verbindung aufzubauen. Dies wird auch dadurch vorangetrieben, als dass die Autoren unterschiedliche Blickwinkel einbauen und wirken lassen und von Kapitel zu Kapitel verschiedene Charaktere an die Hand nehmen und dem Leser zur Seite stellen. Der Leser wird auf diese Weise zu einem allwissenden Betrachter, was es ihm leichter macht, in teils komplexe Windungen zu schauen und diese zu verstehen.

Die gewählte Sprache ist leicht und locker, der Umgangston der Personen angenehm und eingänglich. Auch wenn die Geschichte einige Jahrzehnte in der Vergangenheit stattfindet, kann sich der Leser gut in die Geschehnisse und die Handlungen hineinversetzen.

Die Inhaltsangabe auf dem Einband wird dem tatsächlichen Inhalt des Buches nur bedingt gerecht. Ja, es tritt so ein wie es dort beschrieben steht, doch wird das, worum es eigentlich wirklich geht, nicht weiter erwähnt. Es hat mehr zu bieten, als man es auf den ersten Blick und das erste Überfliegen meinen mag.
Doch es ist mehr als nur ein kleiner Kiminalroman, der nebenbei gelesen werden will. Wer nicht bei der Sache bleibt, kann schnell den Anschluss verlieren, denn es ist komplexer als er nach außen hin scheint.