Politischer Kriminalthriller

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eckenmann Avatar

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Der 384 Seiten starke Berlin-Roman der Herren Kellerhoff, Lutz und Wilhelm beschreibt in vier etwa gleichlangen Teilen Ereignisse des Spätsommers und Herbstes 1969. Drei Hauptfiguren der Handlung rücken in den Mittelpunkt:
der deutsche Kripobeamte Heller, die Amerikanerin Louise Mackenzie und der russische KGB-Agent Poljakow. Beginnend mit der Ermordung der jüdischen Richterfrau, während der parallel stattfindenden Ermittlung zu drei Frauenmorden und insbesondere im Zuge der Verhinderung eines geplanten Attentats auf die jüdische Gemeinde kreuzen sich die Wege der drei Hauptpersonen. Diese begegnen sich schließlich zur dramatischen Entscheidung auf dem Teufelsberg.
Ihre jeweiligen persönlichen und politischen Probleme sind dabei sehr bildhaft in Beschreibungen verschiedener (West)Berliner Millieus eingebettet.
Westberlinkenner und auch Alt-68er finden
sich bestimmt sehr gut in den Straßen und zwischen den Häusern Berlins wieder. Die drei Autoren bringen den Mief einer "muffigen" (Nachkriegs)Zeit ebenso deutlich und detailliert zum Ausdruck wie Irrungen und Wirrungen des Aufbruchs in eine neue Zeit sowie Konflikte des Kalten Kriegs am Schnittpunkt Westberlin.

Werden anfangs Zusammenarbeit und Widersprüche der verschiedenen Ermittler-Teams sowie Hierarchien und Abhängigkeiten aufgezeigt, konzentriert sich die zweite Hälfte sehr stark auf das individuelle Duell Heller - Poljakow. Die Elemente des Kriminalromans gehen dabei sehr stark ins Thrillerhafte über. Die Ereignisse überschlagen sich.
Es werden sehr viele Personen in die vielfältigen Handlungsstränge eingebunden, auch bekannte Persönlichkeiten der damaligen Zeit (Künstler und Politiker) tauchen immer mal wieder auf. Der eigentliche Kriminalfall verliert dadurch an Tempo und Konzentration. Zu Wasser und zu Lande verfolgt der Kriminalist die Spuren des KGB-Mannes.

Es sind schwierige Verhältnisse, die beide Männer jeweils prägen, es scheint kurzzeitig eine Läuterung / Besinnung des Agenten der Liebe wegen möglich.
Schließlich eskaliert es doch - und es ist der übersteigerte heldenhafte Einsatz Hellers, der das Attentat vereitelt und hin zur Entscheidung am Teufelsberg führt.

Ich finde die Verhältnisse und Verkettungen der Geschehnisse insgesamt gut, mitunter zu ausführlich, beschrieben. Deutsche Zeitgeschichte ist sehr anschaulich erfasst. Den Schreibstil finde ich meistens flüssig und "Teufelsberg" trotz der Vielzahl an agierenden oder reagierenden Personen leicht lesbar.