Auf der Jagt nach dem besten Geschmack

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gs2802 Avatar

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Soviel vorweg: Der, als kulinarischer Krimi bezeichnete, Roman „Teufelsfrucht“ ist eine äußerst kurzweilige und unterhaltsame Lektüre, die es mir angetan hat.

Das Krimi-Element tritt dabei eindeutig in den Hintergrund, die Erzählung kann jedoch auf ganzer Linie überzeugen. Streckenweise liest sich das Buch wie ein kleiner luxemburgischer Reiseführer, der einen förmlich in die Hauptstadt des kleinen Großherzogtums hineinzieht und man geradezu meint, vor Ort zu sein. Untermalt wird das Ganze durch die ausgewählt gehobene Sprache des Autors, dem es sichtlich Spaß macht, umgangssprachliche Redewendungen in den Text zu integrieren und den Roman dadurch umso unterhaltsamer zu machen.

Stellenweise übertreibt der Autor dabei jedoch etwas, wie ich finde. Insbesondere der Charakter des Esteban fällt mir dazu ein, der zu oft die ihm in den Mund gelegten Sprachen zu einem holprig zu lesenden Kauderwelsch vermengt.

Auch das besondere Interesse des Autors an Arbeitsabläufen in Großküchen und dem dazugehörenden Fachvokabular fällt ins Auge. Für Personen wie mich, die mit diesem Vokabular vorerst nichts anfangen können, ist aber im Anhang ein „Glossar – Küchenlatein“ beigefügt, den ich äußerst dankbar in Anspruch genommen habe. Sehr sympathisch!

Der Text selbst hat keine „Absacker“ in der Erzählung, ganz im Gegenteil. Bei der Szene zum Schluss hin, bei der auf dem Schiff für die 700 Personen umfassende Gesellschaft kredenzt werden muss, fragt man sich geradezu, ob das Essen schlussendlich ein Erfolg geworden ist, oder nicht. Etwas schwach hingegen finde ich die Rettung des Protagonisten aus seiner fatalen Lage am Ende des Buches. Wenn man es aber recht bedenkt, muss man für die Handy-Rettung Kieffers dankbar sein, da er ansonsten sicherlich nicht mehr unter uns weilen würde.

Äußerst interessant auch der gesellschaftliche Aspekt der Handlung, in Bezug auf die realen Probleme in der Lebensmittelindustrie, deren Zwänge sehr gut wiedergegeben werden. Es wird seitens des Autors, meiner Meinung nach, ausgewogen auf beiden Seiten argumentiert. Gut und Böse hängt im Endeffekt auch hier vom Charakter jedes Einzelnen ab.

Ein sehr ansprechender „Krimi“ mit einem äußerst gelungenen Epilog, der mich auf eine Fortsetzung hoffen lässt!