Gute Unterhaltung

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Thomas Hillenbrand legt mit „Teufelsfrucht“ einen kompakten Romanerstling vor, der dem Leser das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt, der tiefe, teils erschreckende Einblicke in die Lebensmittelindustrie gibt und der extrem neugierig auf Luxemburg macht. Doch ist es meiner Meinung nach zwingende Voraussetzung, dass der Leser ein Liebhaber der guten Küche ist, sich für das Kochen begeistern kann und im Idealfall auch das Küchenvokabular bereits beherrscht. Andernfalls könnte es (zu) anstrengend werden, den ehemaligen Sternekoch Xavier Kieffer auf seiner Verbrecherjagd zu begleiten.

Hillenbrand schickt seine Leser von Luxemburg aus quer durch Europa und weiß dabei durch äußerst ansprechende Landschafts- und Städtebeschreibungen zu überzeugen. Ironische Seitenhiebe auf die EU-Beamten sowie berühmte Star- und Fernsehköche machen „Teufelsfrucht“ zu einem kurzweiligen Lesevergnügen. Xavier Kieffer ist ein äußerst sympathischer Protagonist und auch die anderen Charaktere sind liebevoll gezeichnet und wirken ausgereift.

Doch auch wenn dem Leser ein vielfältiges Panorama von Sterneköchen, regionaler Küche, Fernseh- und Showköchen, über Gastrokritiker bis hin zur Nahrungsmittelindustrie und deren „Schandtaten“ geboten wird, richtet sich Hillenbrands Roman meiner Meinung nach dennoch nur an eine sehr begrenzte Zielgruppe. Trotz eines vorhandenen Glossars wird beim Leser das grundsätzliche „Küchenlatein“ vorausgesetzt, auch wird häufig die luxemburgische Sprache verwendet, zwei Faktoren, die das Lesevergnügen möglicherweise erheblich schmälern könnten.

Alles in Allem bietet Hillenbrand dennoch einen ausgewogenen kulinarischen Krimi, der durch gute Recherche überzeugt und die Botschaft des guten und bewussten Essens transportiert. In der Hinsicht hat mich der Autor mit seinem Werk überzeugt und ich hätte gerne auf das actionfilmartige Finale verzichtet und das Buch auch in ruhigerem Fahrwasser beenden können. Wünschenswert wären eine kleine Rezeptsammlung im Anhang sowie ein Stadtplan von Luxemburg gewesen. Diese Details hätten „Teufelsfrucht“ sehr gut abgerundet, so bleibt mir zum Abschluss nur, das sehr schöne, stimmige Cover hervorzuheben.

Fazit: Sicherlich ein Krimi für Gourmets und ambitionierte Hobbyköche, die auch mal den Detektiv in sich entdecken wollen. Ich persönlich freue mich auf einen potentiellen zweiten Teil. Alle anderen Krimifans sollten meiner Meinung nach von „Teufelsfrucht“ eher Abstand nehmen oder sich bewusst auf eine kurzweilige, kulinarische Geschichte mit „Verbrecherelementen“ einlassen