Perfekte Mischung von Unterhaltung und Information!

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hiclaire Avatar

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Trotz der vielversprechenden Leseprobe hatte ich eher einen lauen kulinarisch angehauchten Krimi à la Peter Mayle erwartet – und bekam so viel mehr:

Tom Hillenbrand ist m. E. eine nahezu perfekte Mischung aus spannender Krimiunterhaltung, Lokalkolorit und Hintergrundinformation geglückt. An seiner klaren Sprache, mit der er die Dinge auf den Punkt bringt ohne sich auf Nebenschauplätzen zu verzetteln, merkt man den journalistischen Hintergrund. Ich hatte zu jeder Zeit das Gefühl, er weiß wovon er spricht. Vor allem, wenn er ausführliche Einblicke in die skrupellosen Machenschaften der Nahrungsmittelindustrie und ihrer biochemischen Labors gibt.  Aber auch wenn er scharfzüngige und ironische Seitenhiebe auf Europaparlamentarier und andere sich wichtig nehmende Zeitgenossen austeilt.

Stellenweise werden die wissenschaftlichen Aspekte von Forschung und Experimenten recht detailliert ausgeführt. Ich fand  diese Passagen höchst interessant und auch sehr verständlich erklärt. Man merkt  deutlich auf welcher Seite der Autor steht, trotzdem werden die Argumente der „Anderen“ nicht völlig unter den Tisch gefegt. Gelernt habe ich u. a. was ein Karpologe ist, diesen Begriff hatte ich bisher noch nie gehört.

Über den Inhalt des eigentlichen Krimiplot gibt schon der Klappentext ausreichend Auskunft, deshalb möchte ich darauf nicht näher eingehen.  Obwohl es auch hier trotz einiger Toter eher unblutig zugeht  ist es von Beginn an spannend, der Aufbau logisch und nachvollziehbar und das Ende nahezu perfekt, genau passend, in jeder Hinsicht!

Auch die handelnden Personen waren für mich absolut gelungen! Jeden Einzelnen konnte ich mir richtig gut vorstellen mit all seinen  Stärken und Schwächen. Am meisten Spaß hatte ich mit der Figur des Leonardo Esteban von Ritterdorf! Klar,  ein bisschen überzeichnet, aber der pure Genuss,  wie sein südamerikanisches Temperament und grenzenloses Ego auf den eher lethargisch-gemütlichen  Kieffer trifft.

Für einen Krimi, der nur ca. 300 S. umfasst, ist das Buch ungewöhnlich vielschichtig, die einzelnen Komponenten jedoch sehr gelungen in einander gefügt, Langeweile kommt zu keiner Sekunde auf. Der Sprachstil hat ebenfalls voll meinen Geschmack getroffen. Auf einem gewissen Niveau aber nicht abgehoben, humorvoll bis ironisch-sarkastisch, nicht zu blumig, aber doch anschaulich genug, um den Lesern die Reize des Schauplatzes Luxembourg deutlich vor Augen zu führen. Ich glaube, ich muss mal wieder hinfahren.

Von mir gibt es eine 100%ige Leseempfehlung. Ein weiteres Buch dieses Autors würde ich mir sofort kaufen unf hoffe, nicht allzu lange darauf warten zu müssen.