Ergreifend

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lin8208 Avatar

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Das Buch hatte meine Aufmerksamkeit durch seine erzählende Weise ziemlich schnell erregt. Dem Schreibstil hat es an emotionaler Tiefe ebenfalls nicht gefehlt. Durch das Wiederholte Auftauchen eines Manuskripts der Protagonistin sowie von Textnachrichten, Briefen und Beitragen auf Social Media, wird Abwechslung in das Buch gebracht und gleichzeitig Gefühle deutlicher vermittelt. Hinzu kommen die kurzen Kapitel, die fast schon wie Aussagen eindringlich in Erscheinung treten.
Dieses Buch beginnt fast schon unspektakular und doch ziemlich direkt. Ein Buch, in dem eine junge Frau allen nur ihre Fassade präsentiert, ein Leben spielt, das von anderen gemocht, geradezu beneidet wird. Jemand zu sein, von der andere denken, wie schön sie sei und was für ein perfektes Leben sie zu führen scheine. Doch das erste Kapitel beginnt und man bemerkt die Zweifel um die eigene Person, man sieht den Schmerz ein Leben zu führen, das eigentlich gar nicht das eigene ist. Durch das Kennenlernen mit Leo und die Einblicke in das Manuskript von Tess, der Protagonistin, wird ein innerer Widerstreit deutlich, eine Zerissenheit bezüglich der bisherigen Lebensweise und zeitgleich dem, was die Gesellschaft von einem verlangt, bzw. was wir daraus machen. Tess macht sich an allen möglichen Normen und Erwartungen fest, sucht bestätigung auf jeder Seite, redet sich ein ein gutes Leben zu führen, obwohl sie auf diese Weise niemals wahrhaftig glücklich sein wird. Es ist eine Fassade die vor negativen Kommentaren, Scham, u. a. schützen soll. Doch all dies tritt trotzdem auf, also versucht sie sich noch vehementer an der Fassade festzuklammern, bis diese zu einem wird und man gar nicht mehr bemerkt, dass das eigentlich nicht das Leben ist, das man gerne führen möchte. Tess fängt an zu sehen, was sie selbst beeinflusst, indem sie Leo kennenlernt, der ihr Herz berührt, obwohl die Erfahrungen diesbezüglich immer enttäuschend waren. Sie verändert sich, macht Fehler, lernt und versucht wieder zu ihrem Weg zurückzufinden, den sie augrund verschiedener Einflussfaktoren in der Vergangenheit verlassen hat. Während des Lesens denkt man, man wüsste, worüber Gabriella Santos de Lima schreibt, was sie uns sagen möchte. Beziehungen, Routinen, das perfekte Leben, Erwartungen, Männer...die ungelesenen Seiten werden weniger und das Buch schließt sich ab mit dem Vorwort eines neuen Manuskripts der Protagonistin. Ein Vorwort über Liebe. Und dabei war das gar kein Liebesroman, sondern "nur" ein Roman über die Liebe.