Meine Erwartungen leider nicht erfüllt

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In The Academy steht die traditionsreiche, aber etwas in die Jahre gekommene Tiffin-Academy im Mittelpunkt. Überraschend landet die Schule auf einem der vorderen Plätze im nationalen Ranking – sehr zum Erstaunen von Schulleiterin Audre Robinson. Während sie versucht, diesen Erfolg zu verstehen, macht auf dem Campus eine neue App die Runde, die intime Geheimnisse ans Licht bringt: von Affären über Machtmissbrauch bis hin zu einem Suizid. Mit jeder Enthüllung bröckelt die glänzende Fassade der Schule, und verschiedene Figuren – Lehrkräfte, Schüler und Angestellte – geraten zunehmend in den Strudel aus Skandalen und Gerüchten.

Ich hatte beim Lesen oft den Eindruck, dass die Geschichte vieles gleichzeitig will – Kritik am Schulsystem, Spannung durch Enthüllungen und gleichzeitig ein gesellschaftliches Porträt. Das fand ich grundsätzlich spannend, stellenweise aber auch ein wenig ausufernd. Besonders der Suizid, der zu Beginn wie ein zentrales Thema wirkt, verliert im Verlauf etwas an Gewicht. Das hat mich überrascht und auch etwas enttäuscht, weil ich dachte, dieses Thema würde eine größere Rolle spielen oder emotional stärker nachhallen.

Der Schreibstil ist modern, geprägt von vielen Anglizismen und einer jugendlichen Sprache, die gut zu den Figuren und zur Atmosphäre der Academy passt. Trotzdem bin ich beim Lesen immer wieder leicht darüber gestolpert. Insgesamt entsteht aber ein glaubwürdiges, zeitgemäßes Sprachbild, das die Welt der Tiffin gut widerspiegelt. Die Autorinnen schaffen es, die Stimmung einer elitären Privatschule einzufangen, in der weniger der Unterricht als vielmehr Machtkämpfe, Intrigen und sozialer Druck den Alltag bestimmen. Besonders gelungen fand ich, wie die unterschwelligen Spannungen sichtbar werden – das stille Konkurrenzdenken, die Abhängigkeiten und das ständige Ringen um Anerkennung.

Die Figuren sind facettenreich und nachvollziehbar gestaltet, ihre Beweggründe konnte ich gut verstehen. Trotzdem habe ich zu keiner Person eine wirkliche Nähe aufgebaut. Ich habe ihre Geschichten interessiert verfolgt, blieb aber emotional auf Abstand. Durch die wechselnden Perspektiven – von der Schulleiterin über Lehrkräfte bis hin zu den Schülern – entsteht ein vielschichtiges Bild der Academy. Deutlich wird, wie unter der glänzenden Oberfläche Missstände schwelen: reiche Eltern, die ihre Kinder lieber abgeben als begleiten, vertuschte Probleme, Neid, Ehrgeiz und Rivalität prägen das Miteinander.

Fazit:
Ich habe The Academy mit Neugier gelesen, auch wenn mich die Handlung nicht vollständig mitgerissen hat. Das Buch zeigt eindrücklich, wie hinter Prestige und Perfektion tiefe Risse verlaufen können. Es beleuchtet die Dynamiken und Spannungen einer scheinbar glanzvollen Welt, bleibt dabei aber eher beobachtend als emotional. Für mich war es ein interessanter, stellenweise packender Roman, der viel Stoff zum Nachdenken über Macht, Status und die Fassade von Erfolg liefert.