Das erste Mal. Mitreißend, schockierend, perfide. Gut umgesetzt eine nachhaltige Lehre für die Gesellschaft.

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Der Klappentext und das Cover haben mich ja schon bei der 14-Tage-Vorschau geneckt. Der Klappentext sagt an sich nicht viel aus, was mich ganz kribbelig machte. Zwei Wochen auf die Leseprobe warten ist da nicht so einfach. Super gelungen finde ich das Cover, weil es schlicht, gleichzeitig mysteriös und zu Titel und zur Geschichte stimmig ist (soweit ich das behaupten kann). Düster, jugendhaft, aber auch nicht vielsagend. Das macht einfach neugierig - also mich! :-D

Der Ansatz zum Thema Gewalt und Rache ist der Autorin wirklich gelungen! Der Einstieg ist bereits brutal und schockierend, gerade zu perfide und voller Momente aus dem wahren Leben! Ich lese solche Geschichten gerne, weil ich mich in vielem wiederfinde und diese auch sehr gerne unterstütze. Geschichten wie diese sind mehr als bloß Mord, Schmalz und Happy End. Sie berichten vom wahren Leben und greifen Gesellschaftsthemen auf, die ungern an die Öffentlichkeit gebracht und tabuisiert werden.

Der Schreibstil ist was holprig, ist aber für mich hier nicht als schlecht zu bewerten, da mich die Passagen der jeweiligen Szenen mitnehmen und fesseln konnten. Die Erzählung baut auf Mitgefühl für die die jungen Frauen, die den Leser in die Gefühlszwänge bringen sollen - ganz nach unserer Realität. Denn wer kann jemanden die Rache verwehren oder aussprechen, der seine emotionalen Gründe aufgrund eines Traumas darlegt?!

Was das Freigabealter ab 14 Jahren angeht, sollte von den jeweiligen Eltern ihrer Kinder entscheiden; ich war mit 14 Jahren schon sehr erwachsen und reif für solche Gesellschaftsthemen, die tabuisiert sind. Ich kenne aber viele, die das nicht sind ... da ist das Buch und seine Thematik der falsche Lesestoff! Hier sehe ich die Eltern in ihrer Pflicht, zum Wohl der Kinder zu entscheiden. Denn das Buch ist nichts für naive und unausgereifte Teenager, die in einer Seifenblase leben. Als Aufklärung und Wachmacher auf jeden Fall hilfreich (auch für die Jungen), aber die Thematik wird brutal erzählt (sicher auch im ganzen Buch) und kann mehr Schaden anrichten als Aufwecken und Warnen. Generell ist es ein Buch mit einer Geschichte, die jeden von uns ansprechen sollte - aus welchen Gründen auch immer ... Traumatas; Gefühle wie Rache, Trauer, Wut, Verzweiflung, Hilflosigkeit, Ängste; Vergebungsvorsätze, Erlösungswünsche und auch psychischen Erkrankungen.

Ich hoffe sehr, dass vereinzelte Szenen nicht überzogen beschrieben werden. Bei der Szene mit dem Brunnen empfand ich es nämlich so. Und ich kann nur beten, dass das Buch mehr als ein bloß mittelmäßig dargestellter Gewaltthriller ist, der konstruiert wirkt - aufgrund des Alters der jungen Frauen und die Zusammenschließung eines Racheclubs. Hier ist das Potenzial sehr groß, etwas aus der Idee der Thematiken sinnvoll rauszuholen und uns besseren Umgang mit ihnen zu lehren.

Rechtfertigt Gewaltanwendung Rache?
Befreit Rache wirklich die Seele oder eher das Ego?
Ist Vergebung möglich?
Wie erlange ich Frieden und Erlösung?

Eine Thematik, das dieselben Fragen aufwirft wie die zum Thema "Todesstrafe".

Ich wünsche mir, dass das Buch mehr aufklärt und die Folgen von Gewalt und Rache beschreibt, als das es das Gegenteil bewirkt; traumatisiert und als Anleitung zur Ausübung von Gewalt und Rache dient. Das Buch kann als Anstoß für einen anderen Umgang dieser Themen dienen und wirklich was bewirken mit seinem Lehrinhalt, der nachdenklich macht. Ich hoffe es sehr, ganz egal, wie die Geschichte nun weitergeht ...