The Blackgate Invitation – Magie trifft auf menschliche Stärke

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wortschaf Avatar

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The Blackgate Invitation war für mich eines dieser Bücher, die man kaum richtig einordnen kann und genau das mochte ich daran. Es fühlt sich an wie eine Mischung aus magischem Mystery, Familiengeheimnis und Gesellschaftsdrama in einem alten Herrenhaus, das seine eigenen Schatten wirft. Das Setting ist atmosphärisch dicht, und die Spannung entsteht oft eher aus Blicken, Andeutungen und kleinen Machtspielen als aus lautem Zauberkampf.

Besonders erfrischend fand ich, dass die Protagonistinnen, Ruby und Wren, nicht-magisch bleiben. In so vielen Fantasygeschichten werden Figuren, die „außen vor“ scheinen, am Ende doch noch zu etwas Besonderem – hier nicht. Sie bleiben, wer sie sind, und müssen sich in einer magischen Welt behaupten, die ihnen eigentlich gar nicht offensteht. Das gibt ihrer Geschichte Bodenhaftung und macht sie, finde ich, umso spannender.

Nebenbei gefiel mir auch, dass eine Nebenfigur they-Pronomen nutzt, ohne dass das überhaupt ein Thema wird. Es wird einfach selbstverständlich verwendet, kein großes Drama, keine Erklärszene. Solche beiläufige Selbstverständlichkeit wünsche ich mir öfter.

Was mich allerdings etwas aus dem Lesefluss gebracht hat, war der Einstieg. Gleich zu Beginn prasseln unglaublich viele Figuren und Verwandtschaftsverhältnisse auf einen ein. Wer mit wem verwandt, verschwägert oder zerstritten ist, verschwimmt anfangs ein wenig, und darunter leidet auch das Verständnis für das Magiesystem. Ich hatte das Gefühl, dass sich die Geschichte erst nach und nach sortiert – und bis dahin musste ich mich ziemlich konzentrieren, um den Überblick zu behalten.

Wenn man sich allerdings darauf einlässt, bekommt man eine ungewöhnliche, stimmungsvolle Geschichte, die Konventionen bewusst umgeht. Kein typisches Hexenbuch, keine vorhersehbare Magieschule, sondern ein Kammerspiel voller Intrigen und unterschwelliger Spannung.

Fazit: The Blackgate Invitation ist ein Buch, das leise unter die Haut kriecht. Wer Fantasy mag, die nicht dem üblichen Schema folgt, wird hier fündig. Wer aber auf klare Regeln und schnelle Übersicht hofft, braucht ein bisschen Geduld. Für mich war es am Ende ein atmosphärisches Leseerlebnis mit kleinen Stolpersteinen – und genau deshalb gibt’s von mir 3,75 von 5 Sternen.