Viel ungenutztes Potential

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grizzlybärchen Avatar

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**Inhalt**
Nach einer Seuche sind die meisten Frauen unfruchtbar. Daher werden die wenigen Frauen, die Kinder bekommen können, verehrt und im Palast untergebracht, wo sie für den Fortbestand der Menschheit sorgen sollen. Skadi ist eine von ihnen. Eine Ausersehene. Doch kurz vor ihrer ersten Vereinigung merkt sie, dass ihr Leben nichts weiter ist, als ein goldener Käfig aus dem sie ausbrechen will…

**Meine Meinung**
Die oben stehende Inhaltsangabe ist der Inhaltsangabe des (virtuellen) Klappentextes nachempfunden, aber eigentlich könnte man sie getrost über den Jordan hauen. Denn diese Grundidee verpufft im Laufe des Buches. Die Handlung beginnt mit Skadis Alltag als Ausersehene, die auf ihre erste Vereinigung wartet - voller kindlicher Vorfreude und Naivität. Erst ein folgenschweres Ereignis bringt sie dazu, ihr Leben zu überdenken und letztendlich daraus auszubrechen. Joar, das war’s auch schon mit dem Thema der Ausersehenen. Klar, es wird immer mal wieder angesprochen, dass Skadi eine ist, aber mehr auch nicht. Hier hätte ich mir wesentlich mehr Tiefe gewünscht. Ich meine, wir haben hier Frauen vor uns, die ihr Leben lang Kinder mit fremden Männern zeugen, diese austragen und letztendlich immer wieder weggeben. Das ist sowohl körperlich als auch emotional eine unglaubliche Strapaze, die man durchaus hätte auswerten können. Was macht es mit den Frauen? Welche Ängste haben sie? Spüren sie den Verlust der vielen Kinder? Wünschen sie sich diese kennenzulernen? Aber nein, bis auf ein paar vereinzelte Sätze geht das vollkommen unter. Allgemein entwickelt sich die Geschichte in eine ganz andere Richtung, wenn auch ohne wirkliche Handlung. Es gibt eine interessante Flucht, dann wird von A nach B gelaufen, dann ein kurzer Angriff, dann wird wieder von A nach B gelaufen, man lernt neue Leute kennen und dann wird – Überraschung! – wieder von A nach B gelaufen. Krass! All das wird untermalt von den Liebesgeschichten, die sich zwischen unseren Hauptfiguren entwickeln. Da hätten wir also Skadi, die nicht begreift, dass ihr neuer bester Freund in sie verknallt ist. In den Momenten habe ich mich wirklich gefragt, ob sie tatsächlich so doof ist oder es einfach nicht sehen wollte. Naja jedenfalls hat sie für den netten Jungen von nebenan natürlich nicht viel übrig außer Freundschaft. Nein, sie steht auf den mysteriösen und unnahbaren Jungen, der ihre kleine Gruppe anführt – bleiben wir also ein bisschen bei den Klischees! Und um das Ganze noch klischeehaft abzurunden: Natürlich will der mysteriöse Junge nichts von ihr… also nach außen hin. Obwohl ganz offensichtlich das Gegenteil der Fall war. Man man man! So, nach den sehr vielen negativen Aspekten, nun auch mal zu den positiven Sachen: Der Schreibstil war gut, er ließ sich flüssig lesen und zog einen auch in die Geschichte rein. Diese war, trotz, dass sie fernab des eigentlichen Themas der Ausersehenen spielte, ganz spannend. Klar, im Großen und Ganzen passierte nicht so viel, aber dadurch, dass immer wieder Erzählungen der Vergangenheit eingebaut wurden, erhielt sie dennoch eine gewisse Spannung und man war neugierig, wie es weitergeht. Es wurden auch Fantasyelemente eingebaut, die ich so nicht erwartet hätte und die der Handlung eine vollkommen neue Richtung geben, was zumindest Potential für den zweiten Teil liefert, der es dann hoffentlich auch nutzt.

**Fazit**
Das eigentliche Thema, was ich vordergründig erwartet hätte, verpufft leider im Laufe der Geschichte. Sie nimmt eine komplett neue Richtung ein, die dennoch Potential erwarten lässt. In diesem ersten Teil wurde es leider nicht genutzt. Das wird im nächsten Teil hoffentlich besser.