Spannende, düster angehauchte Adaption der klassischen Midas-Geschichte 

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hapedah Avatar

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Die Cover passen bereits auf den ersten Blick perfekt zusammen, die goldenen Ornamente und die mittig dominierende Titelschrift finde ich wunderbar auf den Inhalt der Bücher abgestimmt. Das Titelbild des ersten Bandes zeigt einen goldenen Käfig, der für mich Aurens Gefangenschaft symbolisiert. Dahinter sind Flammen angedeutet, so dass der Betrachter bereits einen Hauch von Gefahr für die scheinbare Vollkommenheit erahnen kann. Auf dem Einband des zweiten Teils sind Zweige mit goldenen Blättern zu sehen, für mich stehen sie für den Beginn von Aurens Reise. Besonders bezeichnend finde ich, dass der Hintergrund bereits etwas heller gehalten ist, als beim ersten Teil, ein Blick auf die Buchhandelsseiten zeigt, dass sich diese Entwicklung bei den folgenden Romanen fortsetzt, bis zum fast ganz weißen Cover des Abschlussbandes. 

Obwohl Auren von König Midas in einem - wenn auch sehr weitläufigen - Käfig gefangen gehalten wird und er sie meiner Meinung nach lediglich als Statussymbol ansieht, hegt sie eine große Loyalität, wahrscheinlich sogar tiefere Zuneigung, als sie sich selbst eingestehen möchte, für den überheblich wirkenden Herrscher. Die Anfangsszenerie, in der Midas sich mit seinen "Sätteln" vergnügt und Auren zwingt, ihnen zuzusehen, zeigt die Dekadenz, mit der er sein Leben gestaltet, dabei lässt er seine goldene Favoritin deutlich spüren, dass sie in seinen Augen ebenfalls nur ein Sattel ist, wenn auch ein besonders wertvoller und prestigeträchtiger. Die lange Zeit, die sie sich bereits kennen, erweckt in Auren den Glauben (oder eher die Hoffnung), dass da tiefere Gefühle zwischen ihr und dem König existieren, für mich sieht es allerdings so aus, als ob Midas ihr mit kalter Berechnung gerade genug Freundlichkeit zukommen lässt, um die Flamme dieser Hoffnung am Leben zu erhalten.
Selbst ein Großteil der Wachen, abgesehen von dem unerschütterlichen Digby, scheinen Auren sehr gering zu schätzen, offensichtlich gibt es in dem ganzen großen Palast absolut niemanden, der sich tatsächlich für den Menschen hinter der goldenen Haut interessiert. All ihre Gedanken, Sorgen und Ängste muss Auren allein tragen und ich habe mich gefragt, wie die Magie funktioniert, die Midas an ihr einst angewendet hatte. Ob er selbst ahnt, was langfristig mit Aurens Körper geschehen wird? Denn ganz unbegründet erscheinen mir ihre Ängste bei der Betrachtung des goldenen Vogels, der einst ein lebendiges Wesen war, nicht zu sein. König Fulke, der Midas besucht, besitzt ebenfalls Magie, allerdings ganz anders geartet als es beim Goldkönig der Fall ist - ich hoffe sehr, im Lauf der Geschichte noch mehr über die Magie und ihre Verteilung in dieser Welt zu erfahren.
Das Lesevergnügen endete an einer äußerst spannenden Stelle, trägt sich Midas tatsächlich mit dem Gedanken, Auren für eine Nacht an den für sie so abstoßenden Fulke zu "verleihen"? Oder will er seiner Favoritin nur einen Schrecken einjagen, um sie an ihren (seiner Meinung nach rechtmäßigen) Platz zu verweisen? In meinen Augen bestätigen beide Varianten den recht negativen Eindruck, den ich bereits von Midas´ Charakter habe und ich würde mir für Auren wünschen, dass auch sie eines Tages die Wahrheit erkennt und ihre Loyalität zu ihm neu überdenkt. 
Da die Geschichte aus Aurens Blickwinkel erzählt wird, hatte ich beim Lesen schnell das Gefühl ihr nahe zu sein, ihr in Wein ertränkter Kummer und ihr Wunsch, immer einen Silberstreif am Horizont zu finden, haben mich emotional für sie eingenommen und ich möchte sie gern auf ihrem weiteren Weg begleiten. 

Die Leseprobe hat mich bereits von der ersten Seite an fasziniert und begeistert, ich hätte das Buch gern sofort weiter gelesen. Diese fantasievolle und düster angehauchte Adaption der bekannten Midas-Geschichte verspricht deutlich mehr Spannung als ich anhand des Klappentextes erwartet hatte, so dass ich mich sehr über einen Buchgewinn freuen würde.