atmosphärische Fantasy mit psychologischem Einschlag

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stillesen Avatar

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Ich liebe Bücher, die schon optisch Lust aufs Abtauchen machen. „The Deer and the Dragon“ hat auf den ersten Blick alles richtig gemacht: Ein wunderschönes Cover, ein geheimnisvoller Farbschnitt und ein Klappentext, der sofort neugierig auf die Geschichte macht.

Der Einstieg ist vielversprechend: Wir lernen Marlow kennen, die erfolgreiche Autorin ist und auf ihr Leben zurückblickt. In Zeitblenden erfahren wir mehr und mehr über sie, ihre Persönlichkeit und ihre Geschichte. Sie ist selbstbewusst, lebt zurückgezogen und hat durchaus interessante Gedankengänge.

Seit ihrer Kindheit sieht sie Übernatürliches und war deswegen schon in ärztlicher Behandlung. Auch jetzt hat sie einen schattenhaften Begleiter, den sie Caliban nennt, und sie denkt, er sei nicht real.

Bis hierhin war ich angetan. Die Idee war gut und hatte für mich viel Potenzial. Doch je weiter die Geschichte voranschritt, desto mehr glitt sie mir durch die Finger. Ich konnte vielen Entwicklungen nicht mehr folgen und noch weniger konnte ich emotional andocken.

Die Figuren blieben mir fremd, ihre Entscheidungen wirkten oft unverständlich. Und obwohl das Buch eigentlich von einer tiefen Verbindung erzählt, blieb mir diese Nähe zwischen Marlow und Caliban seltsam fern. Die angekündigte Liebesgeschichte war kaum spürbar.

Es gab zwischendurch immer wieder Momente, in denen ich dachte: Jetzt! Jetzt nimmt die Geschichte Fahrt auf. Aber oft verpufften diese Impulse zu schnell. Die Spannung, die sich im letzten Drittel noch kurz aufbaute, kam für mich zu spät, zumal ein Cliffhanger als Abschluss gewählt wurde, der mich emotional leider nicht mehr abholen konnte.

Fazit: „The Deer and the Dragon“ sieht aus wie ein Highlight, fühlt sich aber leider nicht so an. Eine starke Idee, die sich für mich im Verlauf verliert. Zu viele lose Fäden, zu wenig greifbare Figuren. Ich hatte große Erwartungen und wurde enttäuscht. Wer Lust auf atmosphärische Fantasy mit psychologischem Einschlag hat, könnte trotzdem einen Blick riskieren. Mich hat der Funke leider nicht erreicht, deshalb bewerte ich das Buch mit 2,5/5 Sternen.