Deer und Dragon passt irgendwie

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fellfluse Avatar

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Marlow, ihres Zeichens ehemalige S*xarbeiterin und derzeit äußerst erfolgreiche Fantasyautorin kommt gut mit ihrem Leben zurecht. Wenn man unter „gut zurechtkommen“ versteht, sich tagelang komplett von der Außenwelt zurück zu ziehen und Besuche eines mysterösen „Geistes“, den sie aufgrund eines unbedacht geäußerten Wunsches nicht mehr sehen, durchaus aber spüren kann, gleichermaßen zu erwarten und zu fürchten. Bis dann selbst dieses fragile Konstrukt ins Wanken gerät.

Dieser Roman ist definitiv anders, als die meisten anderen Fantasy-/Romantasybücher, die derzeit auf den Markt kommen. Es ist viel düsterer, die Protagonistin ist gleichzeitig viel erwachsener und stärker, aber auch verletzlicher und labiler, als man es von den typischen „ich gegen die Welt“-Heldinnen kennt. Und die dunklen Geschöpfe, die hier vorgestellt werden sind eben das: dunkel.
Die ganze Welt ist eigentlich unsere, aber doch eben nicht. Es gibt eine weitere Ebene. Man muss sich in ein Worldbuilding hinein denken, in dem viele Gestalten nicht in dem Maße vorgestellt und erklärt werden, wie es manchmal nötig gewesen wäre.

Auf der anderen Seite kann man Marlows Erfahrungen aus der Vergangenheit viel besser verstehen und nachvollziehen, warum sie sie zu dem gemacht haben, was sie ist.

Ich habe etwas Anlauf gebraucht, um mit der Handlung warm zu werden. Es war mir zu wenig greifbar, zu wenig logisch am Anfang. Da wird eben einfach vieles einfach erzählt, ohne es zu erläutern und ich fühlte mich etwas hilflos. Mit Fortschreiten der Geschichte wird das aber durchaus besser und auch wenn Marlow ihre Schwachstellen hat, finde ich sie als Protagonistin durchaus nachvollziehbar und irgendwie echt.

Etwas verbesserungsfähig finde ich die Einordnung potentiell triggernder Inhalte. Mittlerweile hat jedes zweite Buch eine Triggerwarnung, die ich (persönlich) meistens eher übertrieben finde. Hier allerdings werden Themen behandelt, die von, sagen wir, sorglosem Umgang mit Alkohol oder anderen Substanzen bis hin zu richtig hartem Tobak reichen. Da hätte ich auch eine kritischere Sichtweise innerhalb des Buches gut gefunden.

Insgesamt aber ein Fantasyroman, der es in sich hat und wirklich mal ein anderes Gefühl beim Lesen auslöst.