Phönix aus der Asche

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"The Fenix Year" von Henrik Davidsson ist ein Buch über Verlust, Schmerz und Neuanfang. Das Leben der Hauptfigur Michael wendet sich innerhalb eines Jahres von Grund auf: er verliert seinen bestenen Freund seit Kindheitstagen an Krebs, verlässt seine Frau nach über 20 Jahren Ehe, verliert seinen Job und geht eine turbulente neue Beziehung ein. Zuerst möchte ich den wunderschönen Schreibstil hervorheben. Die Wortwahl des Autors ist fließend und klingt für mich fast poetisch. Die Schilderungen des Ich-Erzählers sind so nachdenklich und ehrlich, dass auch die unschönen Eigenschaften des Protagonisten deutlich werden. Außerdem kann man die Lebenserfahrung des Autors in der zweiten Hälfte des Romans auf jeder Seite erkennen. Die psychologischen Erkenntnisse, die der Protagonist gewinnt sind sehr interessant und teilweise auch inspirierend. Dabei entstehen so schöne Sätze wie beispielsweise: "when you truly trust yourself, you stop fearing the loss of someone else. And when you feel worthy of love, you stop doubting why someone gives it to you".

Allerdings gibt es auch Punkte, über die ich beim Lesen leider nicht hinwegsehen konnte. Der Protagonist ist meiner Meinung nach überhaupt nicht sympathisch. Er durchläuft zwar im Laufe des Romans eine starke Charakterentwicklung, trotzdem hatte ich immer wieder das Gefühl, er wälzt die Schuld für die Scheidung und das Ende seiner Beziehung letztendlich auf seine Partnerinnen ab. Und das obwohl er seine Ehefrau und Kinder für eine fast 20 Jahre jüngere Frau verlässt. Daher hat mich die Einsicht der Hauptfigur am Ende nicht vollständig überzeugen können. Die Reflektionen des Erzählers sind zudem hin und wieder ein wenig repetitiv und in die länge gezogen.

Insgesamt trotzdem ein lesenswertes Buch mit einem hohen Maß an Reflektion und Inspiration. Besonders empfehlenswert ist es für Leser*innen, die Romane mögen mit Fokus auf einer starken charakterlichen Entwicklung der Hauptfigur.