Female Rage pur
Hannah Sloane hat mit The Freedom Clause ein Buch geschrieben, das intensiv und emotional ist, aber auch frustrierend und klischeebehaftet. Es erzählt die Geschichte eines modernen Ehepaars, das beschließt, ihre Beziehung durch eine sogenannte „Freiheitsklausel“ auf die Probe zu stellen. Ein Jahr lang dürfen sie sich außerhalb ihrer Ehe auf romantische und sexuelle Abenteuer einlassen, ohne dass dies ihre Verbindung gefährdet – zumindest in der Theorie. Was folgt, ist eine Reise durch verletzte Egos, gebrochene Grenzen und eine emotionale Abwärtsspirale, die mich als Leserin gleichermaßen mitgerissen und erschöpft hat.
*Achtung: Spoilergefahr ab hier*
Schon zu Beginn erfüllt die Geschichte viele der Klischees, die man in einer solchen Handlung erwarten würde. Der Ehemann, der die Idee der offenen Beziehung vorschlägt, wird bald vom liebevollen Partner zum egoistischen, unsympathischen Charakter. Sein Grund für den Vorschlag – Unzufriedenheit mit dem Sexleben – wirkt nicht nur flach, sondern spielt genau in die typischen Geschlechterstereotype hinein. Als seine Frau beginnt, ihre neue Freiheit zu genießen, bricht sein Ego zusammen, und er reagiert mit Rücksichtslosigkeit und Grenzüberschreitungen. Das führt zu einer Darstellung, in der er zunehmend wie ein Bösewicht erscheint, ohne dass ihm viel Raum für Ambivalenz oder Tiefe gelassen wird.
Die Protagonistin hingegen bleibt nahezu makellos. Sie wird als reflektiert, stark und moralisch korrekt dargestellt, was sie zwar zu einer Figur macht, mit der man sich leicht identifizieren kann, sie aber auch wenig greifbar oder menschlich erscheinen lässt. Ihr Weg hin zu mehr Selbstbestimmung ist nachvollziehbar und inspirierend, aber in der einseitigen Darstellung bleibt wenig Platz für echte Konflikte oder Fehler. Diese Ungleichheit in der Charakterzeichnung macht es schwer, die Beziehung zwischen den beiden Figuren als realistisch oder vielschichtig zu empfinden.
Was mich an diesem Buch besonders bewegt hat, war die emotionale Intensität. Es hat in mir eine Art „Female Rage“ geweckt, eine Wut auf die dargestellten Geschlechterdynamiken, aber auch auf die immer wiederkehrenden Muster in Geschichten wie dieser. Während des Lesens habe ich fast ausschließlich negative Emotionen verspürt – Wut, Frustration und Resignation. Dennoch muss ich anerkennen, dass ein Buch, das solche starken Gefühle auslöst, etwas Besonderes ist. Es hat mich herausgefordert, nachdenklich gemacht und mir gezeigt, wie tief Narrative über Beziehungen und Machtverhältnisse in uns verankert sind.
Gleichzeitig war die Geschichte aber auch vorhersehbar und zu sehr in klischeehaften Bahnen verhaftet. Es hätte mich positiv überrascht, wenn die Handlung einen unerwarteten Weg eingeschlagen hätte, wenn die Konflikte zwischen den Figuren nuancierter gewesen wären oder wenn das Thema offene Beziehungen aus einem frischen, weniger stereotypen Blickwinkel beleuchtet worden wäre. So bleibt ein Gefühl von Unzufriedenheit zurück, weil das Buch genau das bietet, was man von Anfang an erwartet: Drama, Konflikte und eine Eskalation, die fast unausweichlich erscheint.
Einen überraschenden Lichtblick bieten die in die Geschichte eingeflochtenen Rezepte. Sie lockern die düstere, emotionale Atmosphäre etwas auf und sind eine charmante Ergänzung. Tatsächlich klingen einige davon so gut, dass ich sie unbedingt ausprobieren möchte – ein kleiner positiver Aspekt in einem Buch, das mich sonst eher emotional erschöpft hat.
The Freedom Clause ist ein Buch, das mitreißt, aber auch polarisiert. Es hat mich emotional sehr gefordert und auf eine Weise beschäftigt, die ich nicht immer als angenehm empfunden habe. Es ist ein unbequemes Buch, das in mir etwas ausgelöst hat, aber es hätte mehr Tiefe und weniger Klischees gebraucht, um wirklich zu überzeugen. Für Leserinnen und Leser, die sich auf intensives Drama einlassen möchten, mag es genau richtig sein. Für mich bleibt es eine ambivalente Erfahrung, die ich schätze, aber nicht wiederholen möchte.
Bewertung: 3,5/5 Sterne
*Achtung: Spoilergefahr ab hier*
Schon zu Beginn erfüllt die Geschichte viele der Klischees, die man in einer solchen Handlung erwarten würde. Der Ehemann, der die Idee der offenen Beziehung vorschlägt, wird bald vom liebevollen Partner zum egoistischen, unsympathischen Charakter. Sein Grund für den Vorschlag – Unzufriedenheit mit dem Sexleben – wirkt nicht nur flach, sondern spielt genau in die typischen Geschlechterstereotype hinein. Als seine Frau beginnt, ihre neue Freiheit zu genießen, bricht sein Ego zusammen, und er reagiert mit Rücksichtslosigkeit und Grenzüberschreitungen. Das führt zu einer Darstellung, in der er zunehmend wie ein Bösewicht erscheint, ohne dass ihm viel Raum für Ambivalenz oder Tiefe gelassen wird.
Die Protagonistin hingegen bleibt nahezu makellos. Sie wird als reflektiert, stark und moralisch korrekt dargestellt, was sie zwar zu einer Figur macht, mit der man sich leicht identifizieren kann, sie aber auch wenig greifbar oder menschlich erscheinen lässt. Ihr Weg hin zu mehr Selbstbestimmung ist nachvollziehbar und inspirierend, aber in der einseitigen Darstellung bleibt wenig Platz für echte Konflikte oder Fehler. Diese Ungleichheit in der Charakterzeichnung macht es schwer, die Beziehung zwischen den beiden Figuren als realistisch oder vielschichtig zu empfinden.
Was mich an diesem Buch besonders bewegt hat, war die emotionale Intensität. Es hat in mir eine Art „Female Rage“ geweckt, eine Wut auf die dargestellten Geschlechterdynamiken, aber auch auf die immer wiederkehrenden Muster in Geschichten wie dieser. Während des Lesens habe ich fast ausschließlich negative Emotionen verspürt – Wut, Frustration und Resignation. Dennoch muss ich anerkennen, dass ein Buch, das solche starken Gefühle auslöst, etwas Besonderes ist. Es hat mich herausgefordert, nachdenklich gemacht und mir gezeigt, wie tief Narrative über Beziehungen und Machtverhältnisse in uns verankert sind.
Gleichzeitig war die Geschichte aber auch vorhersehbar und zu sehr in klischeehaften Bahnen verhaftet. Es hätte mich positiv überrascht, wenn die Handlung einen unerwarteten Weg eingeschlagen hätte, wenn die Konflikte zwischen den Figuren nuancierter gewesen wären oder wenn das Thema offene Beziehungen aus einem frischen, weniger stereotypen Blickwinkel beleuchtet worden wäre. So bleibt ein Gefühl von Unzufriedenheit zurück, weil das Buch genau das bietet, was man von Anfang an erwartet: Drama, Konflikte und eine Eskalation, die fast unausweichlich erscheint.
Einen überraschenden Lichtblick bieten die in die Geschichte eingeflochtenen Rezepte. Sie lockern die düstere, emotionale Atmosphäre etwas auf und sind eine charmante Ergänzung. Tatsächlich klingen einige davon so gut, dass ich sie unbedingt ausprobieren möchte – ein kleiner positiver Aspekt in einem Buch, das mich sonst eher emotional erschöpft hat.
The Freedom Clause ist ein Buch, das mitreißt, aber auch polarisiert. Es hat mich emotional sehr gefordert und auf eine Weise beschäftigt, die ich nicht immer als angenehm empfunden habe. Es ist ein unbequemes Buch, das in mir etwas ausgelöst hat, aber es hätte mehr Tiefe und weniger Klischees gebraucht, um wirklich zu überzeugen. Für Leserinnen und Leser, die sich auf intensives Drama einlassen möchten, mag es genau richtig sein. Für mich bleibt es eine ambivalente Erfahrung, die ich schätze, aber nicht wiederholen möchte.
Bewertung: 3,5/5 Sterne