Spannung top, Liebesgeschichte flop

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drachenzahn Avatar

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Abigail Owen liefert mit The Games Gods Play einen actionreichen Auftakt, der mit vielen Elementen der griechischen Mythologie speilt. Das Buch überzeugt mit Spannung, Drama und einigen unerwarteten Wendungen. Besonders die kreativen und gefährlichen Heldentaten fesseln von Anfang bis Ende. Lediglich die Liebesgeschichte wirkt auf mich weniger überzeugend.

Lyra ist eine starke Hauptfigur. Sie ist mutig, entschlossen und hat ein großes Herz. Sie entwickelt sich innerhalb der tödlichen Crucible-Spiele von der Außenseiterin zur Schlüsselspielerin. Moralisch gesehen finde ich es toll, dass sie allen gegenüber so loyal und selbstlos agiert, andererseits wirkt sie dadurch schon wieder zu perfekt und damit unrealistisch.

Der Fluch, den Zeus ihr als Baby auferlegte, verhindert zudem angeblich, dass sie geliebt werden kann. Doch im Verlauf der Geschichte wirkt dieser Fluch wenig glaubhaft, da sich kaum jemand in ihrer Umgebung dementsprechend verhält – insbesondere Hades nicht. Als düsterer Bad Boy mit weichem Kern bringt er zwar Spannung in die Handlung, doch seine schnellen Gefühle für Lyra und die frühe Anrede „mein Stern“ wirken völlig überzogen und wenig glaubwürdig. Ich hatte daher sogar vermutet, dass es vielleicht eine geheime gemeinsame Vergangenheit gibt oder dass Lyra sogar Persephone ist, aber dem war nicht so. Dadurch hat mich insbesondere gegen Ende die Liebesbeziehung mehr und mehr geärgert.

Trotzdem glänzt Abigail Owen mit spannenden und originellen Prüfungen, die eine düstere und intensive Atmosphäre schaffen. Die Götter werden in ihrer moralischen Zweideutigkeit faszinierend dargestellt, wobei vor allem Aphrodite mit ihrem Charme und ihrem Humor hervorsticht. Die tödlichen Spiele halten die Spannung konstant hoch und überraschen mit cleveren Wendungen. Dennoch lässt sich der Vergleich zu den Hunger Games nicht ganz vermeiden.

Etwas zu kurz kommt für mich das Worldbuilding. Der Olymp und seine Regeln bleiben eher vage, viele Aspekte der Welt werden nur angerissen. Auch das rasante Erzähltempo nimmt gelegentlich die Tiefe aus der Handlung, wodurch das Mitfiebern stellenweise schwerfällt. Obwohl der Band mehr oder weniger in sich abgeschlossen ist, bleiben doch einige Fragen offen und endet mit einem (kleinen) Cliffhanger.

„The Games Gods Play“ überzeugt mit kreativen Ideen, rasantem Tempo und einer spannenden Handlung. Fans von Action, Intrigen und den düsteren Seiten der griechischen Mythologie kommen hier voll auf ihre Kosten. Lediglich die Liebesgeschichte hätte mehr Tiefe verdient. Trotz kleiner Schwächen freue ich mich schon auf die Fortsetzung.