Strapazen, Freiheit und die See

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anna_banana Avatar

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„The Great Escape“ enthält Fotografien von der Seefahrt zwischen 1950 – 1970. Julia Dellith ist die Herausgeberin dieses Fotobandes. Geboren und aufgewachsen in Bremerhaven, studierte sie Kunstgeschichte und Geschichte in Hamburg und Paris. Während des Studiums spezialisierte sie sich auf die Fotografie des 20. Jahrhunderts. Inspiriert von den Fotos ihres Vaters, der zwischen 1953 und 1970 zur See gefahren ist, recherchierte sie über einen Aufruf für das vorliegende Werk. Unter den 5.000 Amateurfotografien der teils ehemaligen Seeleute schafften es ca. 170 Aufnahmen in die Publikation.

Das Buch ist in die folgenden Abschnitte „Nordamerika“, „Südamerika“, „Südostasien“ und „Kreuz- und Passagierfahrten“ unterteilt. Diese enthalten sowohl Schwarz-Weiß-Fotografien als auch erste analoge Farbbilder. Im Anhang befindet sich eine Liste, in welcher zumeist die Seitenzahl des Fotos, der Titel, der Schiffsname, die Jahreszahl und/oder der Ort vermerkt sind.
Des Weiteren sind ein mehrseitiger Text über die Faszination der Seefahrt und die daraus resultierende Fotografie, sowie ein Nachwort von Horst Bredekamp über die „Seefahrt als Sehnsucht“ enthalten. Bredekamp absolvierte nach 1965 den Wehrdienst bei der Marine und fuhr zur See. Dieser Text enthält kurze Anekdoten und ein paar Gedanken des Autors.

Alles in allem eine Fotosammlung, die einiges an Freiheit und Abenteuergeist vermuten lässt. Wenn es auf See auch viel Zeit und Konflikte auf engsten Raum untereinander zu überbrücken galt, so gab es auch die unterschiedlichsten Menschen, Städte und Länder zu bereisen. Ich verstehe diese Faszination durchaus. Aus diesem Grund war es mir ein Genuss durch die teilweise alten, unscharfen und schiefen Stücke zu schweifen und auf Entdeckungstour zu gehen.
Es gibt die Texte auf Englisch und Deutsch. Das Ganze wurde leider gestalterisch nicht ganz durchdacht. Für den Titel hätte ich mir gerne ein Vorwort oder Ähnliches gewünscht. Er wirkt etwas aus dem Nichts dahingestellt. Die Navigation durch das Buch verlief etwas unglücklich. Den Vermerk zu jedem einzelnen Bild hätte ich mir passender unter den Aufnahmen vorstellen können. Den Anhang bemerkte ich erst danach, sodass ich mich manches Mal fragte, wen oder was oder welchen Ort ich den auf dem Bild sehe.
Die Texte liefern jedoch einen Eindruck von der Romantik und den Strapazen der Seefahrt – und sind definitiv ein Hommage an die raue See und das Leben an Bord.