Zwischen Küche und Undercover-Job: Eine Liebesgeschichte mit Substanz

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
minimonimo Avatar

Von

Felicia Kingsley hat mit "The Heat is on" einen Contemporary Romance geschrieben, der zeigt, was passiert, wenn sich handwerkliches Können mit interessanten Charakteren trifft. Die Geschichte um FBI Agent Dwight Faraday, der undercover in einem italienischen Restaurant arbeitet, und Julia Villa klingt auf den ersten Blick nach klassischer Romantic Suspense Kost, doch Kingsley hebt das Ganze auf ein anderes Level.

Was mich wirklich begeistert hat, sind die Protagonisten. Dwight und Julia sind nicht diese makellosen Romance Figuren, die ich so oft sehe. Sie haben Ecken und Kanten, Schwächen und Stärken, die sich glaubwürdig anfühlen. Kingsley versteht es, Charaktere zu erschaffen, die nach echten Menschen klingen, mit all ihren Widersprüchen und Facetten. Besonders Julias Stärke und ihre Art, sich nichts gefallen zu lassen, hat mich überzeugt.

Ein absolutes Highlight ist für mich die Umsetzung der chronischen Erkrankung als Thema. Das hätte so schnell nach hinten losgehen können, zu aufgesetzt, zu klischeehaft, zu sehr Issue Book. Aber Kingsley schafft es, das Thema organisch in die Geschichte zu verweben. Es fühlt sich authentisch an, nachvollziehbar und vor allem respektvoll. Als Lektorin weiß ich, wie schwierig es ist, sensible Themen so zu behandeln, dass sie nicht wie ein aufgeklebtes Label wirken. Hier ist es gelungen.

Die kleinen Buchreferenzen, die sich durch die Geschichte ziehen, haben mir ebenfalls ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert. Diese liebevollen Details zeigen, dass hier jemand am Werk ist, der nicht nur schreibt, sondern selbst liest und die Literaturwelt liebt.

Das Setting, ein italienisches Restaurant in New York, wird lebendig, ohne dass Kingsley in ausufernde Beschreibungen verfällt. Die Balance zwischen dem FBI Plot und der Romance Handlung funktioniert größtenteils gut, auch wenn ich mir stellenweise etwas mehr Spannung auf der Suspense Ebene gewünscht hätte.

Jetzt kommt aber das große Aber: Das Ende hat mich nicht ganz überzeugt. Nach dieser intensiven Charakterentwicklung, nach diesem feinen Gespür für die beiden Protagonisten, fühlte sich die Auflösung für mich nicht stimmig an. Es passte nicht ganz zu dem, was Kingsley über hunderte Seiten so sorgfältig aufgebaut hat. Die emotionale Logik, die die Geschichte bis dahin getragen hat, geriet ins Wanken. Schade, denn bis dahin war ich absolut dabei.

Trotzdem: "The Heat is on" ist solide Romance mit Tiefgang. Kingsley beweist wieder einmal, dass sie ihr Handwerk versteht und bereit ist, Risiken einzugehen, etwa durch die Integration ernster Themen in eine Liebesgeschichte. Für Fans von Contemporary Romance mit Substanz definitiv eine Empfehlung.