Atmosphärisch stark, aber nicht ganz rund

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kleines.lesewesen Avatar

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The Last One hat mich mit seinem düsteren, geheimnisvollen Cover sofort angesprochen. Die matte, dunkle Gestaltung und der dezent eingesetzte Farbschnitt spiegeln perfekt die Atmosphäre der Geschichte wider.

Der Plot startet unmittelbar. Die Ich-Perspektive sorgt dafür, dass man ganz nah an Kais Gedankenwelt ist. Gleichzeitig bringt diese Nähe auch eine gewisse Begrenzung mit sich. Man ist ebenso ahnungslos wie die Protagonistin. Das ist atmosphärisch geschickt gelöst, macht es aber manchmal auch frustrierend, da viele Fragen lange unbeantwortet bleiben.

Der Schreibstil ist flüssig und angenehm, besonders stark in den ruhigeren Passagen. In den Actionszenen hätte ich mir jedoch mehr Variation gewünscht – sie wirken mit der Zeit etwas wiederholend. Positiv hervorzuheben ist die düstere Welt, die sich nach und nach entfaltet: voller unterdrückter Magie, maroder Dörfer und undurchsichtiger Figuren. Die Autorin schafft es, ein glaubwürdiges, bedrohliches Setting zu erschaffen.

Die Figuren selbst sind durchwachsen. Kai hat gute Ansätze, bleibt aber emotional oft schwer greifbar. Ihre Entwicklung verläuft schleppend – wütend, impulsiv, getrieben von der Suche nach Antworten, aber selten wirklich reflektiert. Jadon dagegen bleibt lange zu blass, fast als wäre er nur Beiwerk. Die Liebesgeschichte? Eher angedeutet als greifbar, mit wenig emotionalem Tiefgang.

Was mir gefallen hat, war das Grundkonzept der Geschichte – eine Welt ohne Magie, verfolgt von einem autoritären Regime, die Suche nach Identität und Wahrheit. Auch einige überraschende Wendungen gegen Ende haben mich versöhnt. Aber: Das Finale wirkte überhastet und diente eher dem Aufbau eines Cliffhangers als einer runden Auflösung. Viele Fragen bleiben offen, was einerseits neugierig macht, andererseits aber auch unbefriedigt zurücklässt.