Columbo nur Randfigur

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vica Avatar

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„The Maid“ war ein ganz netter Roman für gemütliche Stunden, den ich allerdings nicht als fesseln empfinden konnte. Ich hatte mich auf einen liebenswerten Krimiroman gefreut und die Hauptfigur Molly Gray mag auch liebenswert sein, aber tut eigentlich gar nicht das, was auf dem Klappentext zu lesen ist. Columbo-like die Ermittlungen selbst in die Hand nehmen ist hier wirklich nicht der Fall.
Ihre ausschweifenden Erzählungen zu ihrem Job als Zimmermädchen und ihren Familienverhältnissen haben mich schon auf den ersten Seiten genervt, weil diese unaussprechlich detailliert waren und ich öfters gar nicht hinterher kam zu verstehen, wie sie jetzt zu der ein oder anderen Erzählung gekommen ist. Schlussendlich ging es die meiste Zeit aber auch einfach nur ums Putzen und Aufräumen, dann wieder ums Putzen und Aufräumen. Klar, dass das dem Lebensinhalt eines Zimmermädchens durchaus entsprechen kann, aber von Krimi ist das ganze Geschwafel und Verhalten, das meist tatsächlich schon zwangsgestört gewirkt hat, weit entfernt.
Die Auflösung kam leider nur wenig überraschend, mittendrin gab es schon genug Hinweise, wer der Mörder sein könnte. Nur leider hat Molly selbst die Hinweise aufgrund ihrer enormen Naivität nicht wahrnehmen können. Für sie mag die Auflösung überraschend gewesen, für mich als Leser nicht.
Einzig berührt hat mich in diesem Roman, wie Molly ihr Leben führt. Verschlossen, nur aufs Putzen bedacht, krampfhaft akkurat – kurz gesagt, sie wird als „komisch“ und „seltsam“ wahrgenommen. Wie Mitmenschen über sie gedacht und geredet und sie behandelt haben, hat mich manchmal sehr wütend gemacht. Das Buch eignet sich auf jeden Fall gut dafür, Vorurteile zu hinterfragen und Menschen aus ihren eigenen Augen zu betrachten.
Das Cover hat ansprechend gewirkt, das Türschildchen passt natürlich sehr gut zu Mollys Beruf, mit dem Karo-Muster im Hintergrund konnte ich allerdings nichts anfangen. Na ja, Geschmackssache.